Kurzes Glück

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justine Avatar

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Julie ist frustriert. Sie ist erst 20 Jahre alt, doch um sich und ihren Sohn zu versorgen, muss sie jeden Cent, den ihr Job als Kassiererin einbringt, umdrehen. Dabei ist sie überaus intelligent, hat ihr Fachabitur gut bestanden und ursprünglich den Traum, Mikrobiologin zu werden. Doch dann wurde sie viel zu früh schwanger und von ihrem Vater vor die Tür gesetzt.
Ihr kleiner Lulu ist der Grund, warum sie diese Leben trotzdem erträgt.
Bis eine Tages Paul an ihrer Kasse erscheint. Eine scheinbar belanglose Begegnung, die große Folgen hat. Der viel ältere Paul sieht in ihr etwas Besonderes und beschließt, ihr die Hand zu reichen. Spontan entscheidet er sich, Julie und ihren Sohn auf einen Kurzurlaub in die Bretagne, den er mit seinem Sohn geplant hat, einzuladen. Jeder der drei Erwachsenen hat sein Päckchen zu tragen, doch der kleine Lulu schafft es durch seine kindliche Unbeschwertheit, die Freude am Leben zurückzugeben.
Nach Ende des Urlaubs scheint es Julies größte Sorge zu sein, an ihre Kasse und in ihren Alltagstrott zurückzukehren. Kurze Zeit später wünscht sie sich sicher, dass das ihre einzige Sorge sei, denn ein unfassbares Schicksal ereilt die Reisegruppe.

Das Buch war eine Leseempfehlung einer Freundin und ich ging zunächst davon aus, eine schnulzige Liebesgeschichte zu lesen. Zu Beginn hätte ich mich beinahe dazu hinreißen lassen, das Buch eine gelungene Sommerlektüre zu nennen. Und ja, Liebe spielt in verschiedenen Formen eine Rolle (Mutterliebe, Romanze, Freundschaft), die Geschichte bietet aber noch viel mehr. Dabei ist das Schicksal einer Figur besonders schrecklich, herzzerreißend und traurig… und alle anderen sind davon betroffen. Mehr möchte in an dieser Stelle nicht verraten.
Das Buch ist zu Tränen rührend, lässt andererseits hoffen. Denn das Schicksal der einzelnen Personen ist einfach zu bewegend, um das Buch länger beiseite zu legen; man liest es in wenigen Zügen durch. Und insbesondere Julie erscheint trotz ihres jugendlichen Alters als eine sehr rationale Person, die mit beiden Beinen im Leben steht. Nicht nur der Leser muss schnell merken, dass sie keine hirnlose Person ist (für die zumindest ich sie im ersten Moment gehalten habe). Das lernt auch Jérôme sehr schnell.
Eine gelungene Geschichte, die wieder einmal (im übertragenen Sinne) beweist: Beurteile ein Buch nie nach seinem Einband.