Mutmachbuch

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timphilipp Avatar

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Die 20jährige Julie ist alleinerziehende Mutter. Um über die Runden zu kommen, geht sie einem ungeliebten Job als Kassiererin in einem Supermarkt nach. Zufällig lernt sie dort den spendablen Paul kennen, der gerade eine lange unglückliche Ehe hinter sich und den Tod seiner ersten Frau nie verwunden hat. Mit ihrem kleinen Sohn folgt sie seiner Einladung in sein Haus in der Bretagne. Dabei ist Pauls Sohn, der den Selbstmord seiner depressiven Frau betrauert. Für Julie wird es die glücklichste Zeit seit langem. Dann allerdings wendet sich das Blatt, als sie auf der Heimfahrt in einen Unfall mit einem Geisterfahrer verwickelt werden.

Wenngleich Julies neue Freundschaften mit Paul und seinem Sohn etwas zu unrealistisch wirken (welcher ältere Mann zeigt sich völlig altruistisch so generös gegenüber einem jungen Mädchen?), passt dies durchaus zu der Geschichte. Denn sie hat streckenweise Züge eines Märchens. Und Märchen und Märchenfiguren sind es, die Julie liebt. Einher geht damit die oft bildhafte Sprache mit Gleichnissen und Metaphern aus der Natur. Es gibt viele schöne Lebensweisheiten zu lesen wie etwa die, dass man nie den Mut verlieren soll, da es womöglich zwei Sekunden vor Eintritt des erhofften Wunders sein könnte. Die Geschichte über Menschen unterschiedlicher Generationen, die alle ihr Päckchen im Leben zu tragen haben, bewegt sehr. Sie geben einander Freude und Trost, teilen Glück und Leid. Das Buch lebt von den schlagfertigen Dialogen der burschikosen Julie, die oft Anlass zum Schmunzeln sind. Deutlich wird, dass die Autorin Persönliches eingearbeitet hat – ihr eigener Sohn stab mit fünf Jahren an Leukämie; Kenntnisse aus ihrer Tätigkeit als Hebamme fließen ein, wenn etwa von Nabelschnurvorfall, Still-BH oder Beckenbodentraining die Rede ist.

Ein Buch, das ich nur empfehlen kann.