Wunderschöne Ode an das Leben

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kattig Avatar

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Zu Beginn des Romans dachte ich ja es würde sich eher um einen etwas seichten Frauenroman handeln. Aber da wurde ich schnell eines Besseren belehrt.
Julie hat Sorgen mit ihrem Chef, der jede Gelegenheit nutzt um sie zu belästigen. Traurig sitzt sie an der Kasse und überlegt wie sie das Geld für sich und ihren kleinen 3-jährigen Sohn zusammenkratzen soll. Da begegnet ihr Paul. Der 50-jährige Paul wurde vor Kurzem von seiner zweiten Frau verlassen. Darüber ist er allerdings nicht sonderlich unglücklich, da zwischen den beiden nie wirklich Liebe war. Als er die traurige Julie an der Kasse sitzen sieht, berührt sie etwas in seinem Inneren. Da Julie genau wie er die darauffolgenden Wochen Urlaub hat, beschließt er spontan sie in den Urlaub einzuladen. Julie, ist zunächst sehr misstrauisch, was der Mann, der 30 Jahre älter ist als sie von ihr will. Dennoch sagt sie zu, denn am Meer war sie noch nie und ihrem Sohn Lulu möchte sie ebenfalls etwas mehr bieten, als sie normalerweise aufgrund des Geldmangels kann.
Auf die Reise in die Bretagne kommt auch Pauls Sohn Jerome mit. Jerome ist nahe einem Zusammenbruch und bedarf dringend einer Erholung. Seine Frau hat sich ein paar Monate zuvor erschossen und seitdem hat sich Jerome in Arbeit geflüchtet und leidet unter extremen Schuldgefühlen und Trauer.
Zunächst ist er nicht sehr begeistert, dass sein Vater eine – in seinen Augen – geldgeile Proletarierin mitnimmt. Doch langsam und mit der Hilfe Lulu´s öffnet sich auch Jerome wieder dem Leben.

Das Leben scheint wieder etwas freundlicher, bis auf der Rückfahrt etwas tragisches passiert…

Besonders gut gefällt mir der lebendige Schreibstil und Perspektivenwechsel. Nach jedem Kapitel, das von einem allwissenden Autor erzählt wird, kommt eine Art Tagebucheintrag von Julie. Das eröffnet dem Leser eine weitere Sichtweise auf die geschehenen Dinge und gibt auch in Julies Gefühlsleben einen kleinen Einblick.
Außerdem macht es Spaß drei Menschen zu beobachten, die auf zufällige Art und Weise zusammengekommen sind, wo jeder seine eigenen Probleme mit sich herumschleppt und wie sich diese unterschiedlichen Menschen gegenseitig helfen können.
Für mich ist dieses Buch eine Aufforderung, Leute nicht aufgrund des ersten Eindrucks in eine Schublade zu stecken und sie erst einmal wirklich kennenzulernen. Denn dadurch eröffnen sich für uns mehr Möglichkeiten und Sichtweisen, die vielleicht auch unser eigenes Leben erleichtern oder in einem anderen Licht erscheinen lassen.