Entbehrungsreiche Kolonisierung der Südstaaten der USA

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dana09 Avatar

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Julia Malye schildert den Kolonialismus mit seinen brutalen Verbrechen und furchtbaren Gräueln sehr eindringlich und realistisch.

Die Geschichte beginnt in der psychiatrischen Anstalt Salpétiere - eigentlich eine Aufbewahrungsanstalt für "unbequeme" Frauen, Gefangene und sonstige Aussenseiterinnen, die nicht in die Pariser Gesellschaft passen.

Im Jahr 1720 machen sich 92 ausgewählte "Freiwillige" auf eine lange, entbehrungsreiche Reise über den Ozean. Diese monatelange Schiffsreise ist lebendig geschildert, man kann direkt die Kälte und den peitschenden Wind spüren und die salzige Seeluft riechen.
Ziel der Reise ist die Überseekolonie La Louisiane, die 1721 endlich erreicht wird. Dort warten schon die Bräutigame auf ihre zukünftigen Ehepartnerinnen um durch Zeugung möglichst vieler Nachkommen das Fortbestehen der Kolonie zu sichern.

Die Geschichte fokusiert sich auf die drei Protagonistinnen Pétronille, Geneviéve und das 12-jährige Waisenmädchen Charlotte. Lediglich ein Kapitel ist aus Sicht einer jungen Indigenen vom Stamm der Nachez erzählt. Das finde ich schade und gerne hätte ich mehr aus ihrer Perspektive gelesen.

Julia Malye ist ein hervorragender historischer Roman gelungen. Das langsame Erzähltempo wird wohl von einigen Leser:innen als langatmig empfunden. Mir persönlich gefällt dieser Erzählstil. Sehr nachvollziehbar werden Schauplätze und Gegebenheiten geschildert. Ich wurde sofort in den Bann der Geschichte gezogen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Da ich die Südstaaten der USA schon öfters besucht habe, ist das Buch für mich besonders interessant. Beim Lesen hatte ich immer Bilder aus dem heutigen Louisiana und Mississippi vor Augen. Das Land am Golf von Mexico aus der Perspektive des 18. Jahrhunderts zu erleben war eine tolle Erfahrung.