Frauen in der Kolonie Louisiane

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Paris 1720: La Salpetrière ist eine Stadt für sich: Krankenhaus und Pflegeheim, Gefängnis, Erziehungsanstalt und Waisenhaus. Die Superiorin Marguerite muss 90 Frauen und Mädchen auswählen, die in die Kolonie Louisiane geschickt werden, als Ehefrauen für die dortigen Siedler. Drei von ihnen sind Charlotte, Geneviève und Pétronille. Sie sind die Hauptpersonen der nun folgenden Geschehnisse bei der Überfahrt und in der „Neuen Welt“.

In Louisiane ist ihr Leben weiterhin von Härten geprägt, von Heirat, Mutterschaft (oder nicht erfülltem Wunsch danach), erneutem Verlust, Abschieden und Wiedersehen. Die einzelnen Kapitel werden, teils mit mehreren Monaten und Jahren Abstand, aus wechselnder Perspektive erzählt. Der Zeitraum der Geschichte umfasst etwa 15 Jahre.

Die Freundschaft der Protagonistinnen ist eher zufällig durch das gemeinsame Schicksal entstanden. Es spielen Liebe und Eifersucht eine Rolle, auch ambivalente Gefühle wie Abneigung und gleichzeitig Anziehung. Die Frauen sind für einander dennoch ein Strohhalm, eine Konstante in einer Welt, in der sie weitgehend fremdbestimmt leben und dorthin gehen müssen, wo es die Männer hinführt.

Weitere Themen, die zentral für die Handlung sind, sind für mich Abhängigkeit, Einsamkeit und Anpassungsfähigkeit bei einer weitgehenden Rechtlosigkeit dieser Frauen. Auch die Konflikte mit den Einheimischen werden behandelt. Ein fröhliches Buch ist das nicht und auf keinen Fall zum „Schnell-Drüber-Weglesen“ geeignet, denn jetzt kommt für mich der größte Pluspunkt:

„La Louisiane“ ist wunderschön geschrieben und fällt durch seine sinnliche Sprache auf. Paris im frühen 18. Jahrhundert wird genauso eindrücklich beschrieben wie der Südwesten der späteren USA. Gerüche, Hitze, Kälte, Schmutz, aber auch haptische Elemente, Wind, Licht, Schweiß, „nachtkalte Finger“, alle Sinne werden hier angesprochen und führen wie die unmittelbare Erzählweise zu einem tieferen Eintauchen in die Situation.

Sehr gute 4 Sterne Plus für „La Lousiane“.