Historisch hochinteressant, aber sperriger Stil.

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lysch Avatar

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Julia Malye greift in "La Louisiane" ein dunkles Kapitel der französischen Kolonialgeschichte in Nordamerika auf. Zwischen 1720 und 1730 wurden gebärfähige Frauen aus Frankreich in die neue Kolonie "zwangsimportiert", weil es dort an gesundem Nachwuchs mangelte. Die Frauen kamen aus der Salpetrière in Paris, einer Stadt innerhalb der Stadt mit einem Waisenhaus, einem Gefängnis und einer psychiatrischen Anstalt. Dort landeten zu der Zeit Frauen, die scheinbar nicht in die Gesellschaft passten. Entweder weil sie angeblich "geisteskrank" oder "hysterisch" waren, als Engelmacherin anderen Frauen halfen oder lesbisch waren.

Der Roman begleitet vier Frauen auf dem Weg aus der Salpetrière in Richtung "Freiheit". Nach einer beschwerlichen Überfahrt erweist sich ihr oft einziger Weg zurück in die "Gesellschaftsfähigkeit" als Sackgasse, denn Louisiane ist mehr Sumpfgebiet als fruchtbares Land und die Männer dort sind, nunja, eben Männer. Untreue, häusliche Gewalt und Missbrauch prägen fortan den Alltag von Charlotte, Étiennette, Pétronille und Geneviève. Sie erleben aber auch Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe untereinander.

Mich hat der Roman trotz seiner starken Bilder und der starken Charaktere leider nicht komplett erreicht. Bemerkenswert ist, wie intensiv sich Julia Malye mit diesem dunklen Kapitel der französischen Geschichte befasst und sehr genau recherchiert hat. Mit ihrem Roman hat sie ein komplexes Sittengemälde der damaligen Zeit geschaffen, das vielen Perspektiven Raum gibt und einem dunklen historischen Kapitel mehr Sichtbarkeit verschafft.

Dennoch blieben mir die vier Frauen über die gesamte Handlung hinweg seltsam fremd und unnahbar. Dies liegt auch an dem abgehackten Schreibstil, mit dem ich einfach nicht warm wurde. Zwischen den oft sehr detailreichen Szenen stockten die Übergänge und wirkten seltsam hölzern. Ich konnte nicht immer folgen und musste einiges doppelt lesen, um Zusammenhänge zu verstehen. Das machte das Leseerlebnis eher mühsam.

Für historisch begeisterte Leser*innen, die über die eine oder andere Holprigkeit hinwegsehen können, ist dieser Roman sicherlich absolut lesenswert.