Strahlender Mittelpunkt für einen Tag und dann unsichtbare Stütze im Hintergrund

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gluexklaus Avatar

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Bei ihrer Hochzeit steht Clementine Churchill im Fokus, später agiert sie immer nur im Hintergrund, bleibt im Schatten ihres Mannes, den sie stets in allen Belangen unterstützt. Wer war diese hochinteressante, aber „vergessene“ Frau wirklich?

Marie Benedict versetzt sich in ihre Protagonistin Clementine hinein und schreibt aus deren Perspektive eine Art Tagebuch. Sie erzählt, was gerade passiert, erinnert sich aber auch an Schlüsselmomente in der Vergangenheit, die zu ihrer aktuellen Situation geführt haben. Der Schreibstil der Autorin ist gut verständlich und angenehm zu lesen. Ihre Wortwahl und Formulierungen sind der Zeit angepasst, in der das Ganze spielt. Auf mich wirkt der Text sehr authentisch.

Auch das Cover gefällt mir ziemlich gut. Die Ansicht einer Frau -im Stile der Mode zu Beginn des letzten Jahrhunderts gekleidet- von hinten fotografiert, die auf London blickt. Wer ist diese Frau, deren Gesicht nicht zu erkennen ist, die aber das gesamte Titelbild einnimmt und selbstbewusst erscheint, auch wenn nur ihr Rücken und ihr Hinterkopf zu sehen ist?

Clementine Curchill wirkt wie eine Frau, die weiß, was sie will. Sie unterrichtet, arbeitet als Französischlehrerin, ist gebildet, wissensdurstig, steht mit beiden Beinen fest im Leben.
Was Politik betrifft, ist sie sehr „idealistisch“, sie interessiert sich nicht nur für Politik, hegt mehr noch eine Leidenschaft für sie, empfindet „Begeisterung in Sachen Politik, Geschichte und Kultur“. Da geht es ihr wie ihrem Mann Winston.
Winstons Mutter war oft abwesend, auch Clementines Mutter hat sich wenig um um ihre Tochter gekümmert. Clementine schreibt: „Und noch etwas verband uns: Das Gefühl, in dieser Welt alleine zu sein.“ Dieses Gefühl prägt einen Menschen natürlich entscheidend. Sein Handeln wird sich immer darauf beziehen. Dass Winston und Clementine dieses Gefühl gemeinsam haben, wird auch Auswirkungen auf ihre Beziehung, auf ihr Miteinander, auf ihr Familienleben haben.
Winston Curchill kenne ich natürlich aus dem Geschichtsunterricht, weiß grob, welche Rolle er während des Zweiten Weltkriegs spielte, habe ein Bild vor Augen wie er aussah. Mehr weiß ich aber nicht von ihm. Und von seiner Frau weiß ich noch viel weniger. Ich gestehe, bis heute habe ich noch nie von ihr gehört.

Nach dieser sehr interessanten, vielversprechenden Leseprobe würde ich gerne alles über Lady Churchill erfahren. Welche Rolle spielte sie bei den politischen Entscheidungen ihres Mannes? Wie entwickelte sich die Beziehung der beiden, die sich gegenseitig als „Mops und Katze“ bezeichnen, nach der Hochzeit weiter? Wie sah das Familienleben der beiden aus? Wie überlebten sie die beiden Weltkriege?
Ja, ich würde mit Vergnügen weiterlesen, um meine Wissenslücken zu füllen.