Schön und solide, aber irgendetwas fehlt

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sapere_aude Avatar

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Auf dem piemontesischen Lago d’Orta, genauer auf einer Segelyacht, ereignet sich ein Todesfall, der der örtlichen Polizei ebenso Anlass zu Erkundungen gibt wie dem zugezogenen deutsch-italienischen Journalisten Simon Strasser. Die sich anschließenden Recherchen führen Polizei und Journalist meist kooperierend durch die den See umgebenden Ortschaften, quer durch die verschiedenen sozialen und Interessensgruppen, die sich am See breitmachen – die Industriellen, die Spirituellen, die Touristen – sowie die auseinanderklaffenden Gesellschaftsschichten. Daraus ergeben sich interessante Konstellationen, Verdachtsmomente und Entwicklungen, die die Aufklärung des Mordes komplexer und vielschichtiger werden lassen.
Garniert wird die Erzählung von teils ausschweifenden und in nahezu jeden Absatz eingeschobenen Beschreibungen der norditalienischen Landschaft, den kulinarischen Spezialitäten (und wie sie zu kombinieren sind), der gängigen Mode, dem Wetter. Hinzu kommen Reflexionen zu deutsch-italienischen Unterschieden, sozialen Problemen und sprachlichen Eigenheiten. Diese Einschübe sorgen für das nötige Lokalkolorit und sind interessant (der Autorin außerdem erkennbar teuer und wichtig), bremsen die Erzählung bisweilen aber unnötig aus. Nicht wenigen Formulierungen merkt man an zudem das handwerkliche Kalkül an, hier einen Regionalkrimi mit allen notwendigen Ingredienzen vorlegen zu wollen, sein Publikum dabei aber nicht zu überfordern.
Insgesamt ist „Lago Mortale“ solide und absolut lesbar – so war es in einem deutschen Februar und so ist es sicherlich einmal mehr unter der norditalienischen Urlaubssonne im Liegestuhl oder auf der Luftmatratze. Ein großes literarisches Ereignis ist „Lago Mortale“ zwar nicht, aber vielleicht der Beginn einer neuen Krimiserie, die niemandem schaden dürfte.