Das Leben ist kein Ponyhof

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kimvi Avatar

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Die drei Schwestern Marie, Åsa und Lena sind auf einem schwedischen Bauernhof aufgewachsen. Mittlerweile sind alle längst erwachsen und leben in ganz unterschiedlichen Welten.

Marie  ist die Älteste und konnte dem Landleben gar nicht schnell genug entfliehen. Sie arbeitet seit vielen Jahren in einer angesagten Hardrockbar und hat es bis zur Geschäftsführerin gebracht. Sie lebt ein aufregendes  Single-Leben in Stockholm und hat sich zum Geburtstag selbst mit einer Brustvergrößerung beschenkt. Maries Lebensgefährte heißt Otto und ist ein Rottweiler. Er begleitet sie überall hin und ist ihr bester Freund. Einen festen menschlichen Lebenspartner gibt es in Maries Leben nicht, aber das hat sie auch nicht anders gewollt. Obwohl sie sehr an ihrer Familie hängt, zieht es sie nur zu Familienfesten oder besonderen Anlässen auf den heimatlichen Bauernhof.

Auch Åsa lebt nicht mehr auf dem Land, sondern mit ihrem Mann Adam in einer riesigen Eigentumswohnung in der Stadt.  Åsa ist eine hochbezahlte Computerspezialistin, die durch ein erfolgreiches Aktiengeschäft sehr vermögend wurde. Doch trotzdem ist Åsa unglücklich, denn alle Wünsche lassen sich auch mit Geld nicht erfüllen. Denn trotz angestrengter Bemühungen will sich der Nachwuchs bei Åsa und Adam einfach nicht einstellen. Gerade Åsa nimmt sich diesen Wunsch sehr zu Herzen und deshalb findet das Liebesleben der beiden nur noch nach einem sorgfältig erstellten Plan statt. Wenn sie zu Familienfesten nach Hause auf das Land fahren, fürchtet Åsa schon die Fragen nach einer möglichen Schwangerschaft. Da auf dem elterlichen Bauernhof Kühe gezüchtet werden und dabei ein genauer Brunstkalender geführt wird, hat Åsa das Gefühl nicht mal die einfachste Sache der Welt zu beherrschen und deshalb wertlos zu sein. Denn auf dem Bauernhof landen die Kühe bei denen sich kein Nachwuchs einstellt, schnell auf der Schlachtbank.

Lena ist  mit ihren vierunddreißig Jahren die jüngste Schwester und die einzige die noch auf dem Land in der Nähe der Eltern lebt. Sie ist Mutter von vier Kindern und mit Robert verheiratet. Doch leider sieht sie ihren Ehemann kaum, da dieser eine eigene Tankstelle führt, die er seiner Einschätzung nach, keinen Moment aus den Augen lassen kann. So steht sie im Alltag ganz alleine da und versucht es trotz Supermarkt-Job jedem recht zu machen. Doch langsam wird ihr der Kampf gegen die nie enden wollenden Wäscheberge und die Hinterlassenschaften der Haustiere zuviel. Denn der Haushalt wächst ihr über den Kopf und sie fühlt sich kraftlos und müde. Die einzigen Lichtblicke in ihrem tristen Dasein bilden die Momente, in denen der Eisverkäufer Conny mit seinem Eisauto vorbeikommt.

Ganz unerwartet stirbt Rolf, der Vater der Schwestern und lässt seine völlig verzweifelte Frau, die fassungslosen Schwestern und den Bauernhof mit zweihundert Kühen zurück. Obwohl nun eigentlich alle zusammenhalten müssten, kommt doch alles anders als gedacht.

### Meine Meinung ###

Aufgrund des Covers und des Klappentextes hatte ich einen humorvollen Frauenroman erwartet, der sich mit einer Landliebe auf dem Bauernhof befasst. Mir schwebten in Gedanken frische Landluft, saftige Wiesen und der ein oder andere Sprung ins Heu vor. Doch mit einer schnulzigen Liebesgeschichte hat dieser Roman nicht viel gemeinsam. Denn er handelt von einem familiären Schicksalsschlag und seinen Folgen und befasst sich mit den ganz normalen Problemen des Alltags.

Denn die Schwestern sind ganz unterschiedlich und unter der harmonischen Oberfläche brodelt es gewaltig. Obwohl alle füreinander einstehen und in Krisenzeiten zusammenhalten, neidet jede der anderen das vermeintliche Glück und hat kaum Verständnis für das Verhalten der Schwester. Denn Åsa ist trotz ihres Vermögens ja nie zufrieden, Marie läuft ständig vor Verantwortung davon und Lena weiß ihre Kinder ja gar nicht zu schätzen. So schätzen sich die Schwestern ein und obwohl sie sich eigentlich lieben, kommt es nach dem Tod des Vaters zum Eklat und zu einschneidenden Veränderungen in der Familie. So entpuppt sich der vermeintlich humorvolle Frauenroman langsam zu einem gewaltigen Familiendrama.

Den Schreibstil empfand ich als ziemlich flüssig und recht einfach. Das Buch ist in der dritten Person geschrieben und die Perspektiven wechseln zwischen den ganz unterschiedlichen Schwestern und schildern so die ganz verschiedenen Sichtweisen der drei Frauen. Dabei wachsen einem die detailliert beschriebenen Geschwister Stück für Stück ans Herz und man kann deren Handlungen besser nachvollziehen, hat aber auf der anderen Seite auch Verständnis für die anderen Schwestern.

Mir hat der Roman aufgrund seines  unerwarteten Tiefgangs ganz gut gefallen. Doch insgesamt gesehen halte ich den Inhalt stellenweise für stark überzogen und deshalb nicht gerade glaubhaft. Etwas weniger Verwicklungen innerhalb der Familie hätten der Geschichte sicher gut getan und auch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Deshalb bewerte ich diesen Roman mit drei Sternen.