Familiendrama statt "Frauenromanchen"

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annajo Avatar

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Wer das Cover dieses Buch und den Titel sieht, erwartet wohl eher einen heiteren, seichten Frauen-Liebes-Roman mit einer Prise Humor. Allerdings ist dieses Buch keinesfalls so. Denn es handelt von alltäglichen kleinen, aber auch ganz großen Problemen des Lebens. Keine der drei Frauen ist mit ihrem Leben zufrieden und jede neidet der anderen das Glück und kann nicht verstehen, warum sich die anderen über ihr Leben beschweren. Mutter Irene ist nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nur noch ein Häufchen Elend und Selbstmitleid und auch die Töchter nehmen sich nichts in ihrer Selbstsucht. Trauer und Verzweiflung führen zu folgenschweren Fehlern, die die ganze Familie zerstören könnten. Wer leichte Kost erwartet hat, merkt also, dass dieses Buch an die Substanz geht. Statt heiterer Frauenroman kommt es zu einem wahren Familiendrama, das so trübselig ist wie das Herbstwetter. Und doch ist das Buch dadurch besonders realistisch. Die Frauen begehen äußerst "normale" Fehler, deren Folgen sie vorher nicht bedacht haben. Doch da sie Schwestern sind, sind sie auf eine Art und Weise aneinander gebunden, die die Konflikte zusätzlich verstärkt und von den Frauen unweigerlich eine Lösung verlangt.
Von diesem Buch war ich eher positiv überrascht, da ich es nach den ersten drei Kapiteln eigentlich als "Frauenromanchen" abgetan und nicht weitergelesen hätte. Herausragend ist es trotzdem nicht, denn in seiner Alltäglichkeit wirkt die Handlung manchmal äußerst trivial und der einfache Schreibstil der Autorin ist auf Dauer anstrengend. Hätte sie es nicht geschafft, mich an die Charaktere zu fesseln, hätte ich das Buch vielleicht gar nicht zuende gelesen. So aber ist es - abgesehen von den falschen Erwartungen, die durch Cover und Titel geweckt werden - doch recht gelungen für jeden, der mal wieder etwas mit Herzschmerz lesen will.