Hauptsache Drama!

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Emma Hamberg beschreibt in Ihrem Buch die Geschichte von drei komplett unterschiedlichen Schwestern, die aber eine Sache eint – sie stecken alle in einer Lebenskrise. Die ältestes Schwester, Marie, steht vor den Trümmern eines eigentlich einsamen Lebens, das von Weglaufen, sich nicht festlegen und auf der Suche sein gezeichnet ist. Die mittlere Schwester, Asa, steckt in einer Beziehungskrise, weil sie und ihr Mann es seit Jahren nicht schaffen, ein Kind zu zeugen. Die jüngste Schwester, Lena, ist Mutter von vier Kindern und fühlt sich von der Umwelt und vor allem Ihrem Mann dermaßen allein gelassen, unverstanden und ungeliebt, dass sie sogar eine mehrwöchige Flucht aus ihrem Leben antritt.
Nach dem Titel und Cover des Buches hatte ich eigentlich einen netten Her-Schmerz-Roman erwartet. Allerdings bestand 7/8 des Buches nur aus Drama. Eine Sache eint die drei Schwester noch: Sie können anscheinend nicht über Probleme reden – zumindest nicht vor Ende der 347 Seiten. Das machte es für mich dann auch irgendwann unglaubwürdig: Die erste Schwester kündigt ziemlich kopflos, die zweite rennt einfach aus ihrer Beziehung weg, ohne vorher die Problematik wirklich deutlich zu thematisieren, die dritte schafft es nicht, Ihrem Schwager zu widerstehen, nur weil er ihr ansatzweise zuhört. Mir erschien die Story irgendwann einfach nur noch konstruiert und zu dick aufgetragen. Gibt eine Frau wirklich das gesamte für die Badrenovierung gesparte Geld für den Einkauf von Eiscrème aus? Warum können Asa und Adam Ihre Beziehung nicht wiederbeleben, wo die zwei doch wirklich zueinander passen und sich über eine funktionierende Freundschaft gefunden hatten? Was wird aus Conny? Warum haut Lena nicht mal gewaltig auf den Tisch, wenn sie alles sooo nervt? Ist es etwa leichter wochenlang die Familie zu verlassen, als dem eigenen Mann mal persönlich die Meinung zu sagen?
Mir kam es so vor, als wenn Emma Hamberg einfach nur möglichst viel Drama zusammenbringen wollte. Dazu kam, dass mich die Sprache immer wieder irritiert hat. Ich fand sie manchmal wirklich zu flapsig.
Komischerweise hat mich das Ende (wenn auch wieder seeehr konstruiert) trotzdem mit dem ganzen Buch versöhnt. Ich finde die „Landliebe“ zwar nach wie vor nicht glorreich, aber immerhin hat die Autorin noch die Kurve gekratzt hin zu einer netten Unterhaltungslektüre für ein dunkles Herbstwochenende. Vielen Dank für das Buch!