Wohlfühlroman?

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indi0815 Avatar

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Gut, mir fällt ja schon schwer, mir einem Wohlfühlroman vorzustellen - ich weiß jedoch, dass ich keinen Roman wie "_Landliebe gesucht_" erwartet hätte. Der Anfang, so ziemlich genau die Leseprobe, erschien dem nahe zu kommen - locker, leicht, amüsant, zwar mit einigen Klischees gespickt, aber Klischees gibt es schließlich auch, weil sie zutreffen können ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif). Der Roman wird danach aber zunehmend düsterer, ernster und irgendwie intensiver.

Die Konstellation dreier Schwestern, unterschiedlich und mit sich überkreuzenden Bedürfnissen, Träumen, Wünschen, gibt es doch oft in der Literatur und hat sich durchaus bewährt. Natürlich ist _Emma Hamberg_ in keinster Weise zum Beispiel mit Herrn _Tschechow_ vergleichbar, aber ihr gelingt ein schöner Spiegel der Gesellschaft und deren Wandel anhand einer "Großfamilie".

Das Landleben erscheint zumindest zwei der drei Schwestern als sicherer Hafen, der keinerlei Veränderung unterliegt. Doch auch hier trügt der Schein. Spätestens durch den Tod des Vaters gerät die Fassade ins Wanken, aber auch vorher war schon nicht mehr alles so rosig wie es schien. Besuchten doch Marie und Asa ihre Eltern immer seltener, da diese den Lebenswandel ihrer Kinder nicht verstanden und insbesondere Asa zudem noch bemitleideten, wie die sehr anschaulichen Vergleiche mit der Rinderzucht verdeutlichen.

Wer einen melancholisch-heiteren Roman in "nordischer" Tradition erwartet, kommt bei _"Landliebe gesucht"_ nicht ganz auf seine Kosten, denn manche dem Leser vorschwebende lustig-komische Szene, z.B. auf der Beerdigungsfeier, bei der Lena sich versteckt, tritt nicht ein. Frau Hamberg entscheidet sich in diesen Situationen eher für den Ernst, die Situationskomik geht in einen verzweifelten Ton über, der tragisch ständig mitklingt. Auf jeden (kurzfristige) Genuss folgt Reue, geleistete Hilfe wird als selbstverständlich abgetan.

Ich nehme am Ende der Lektüre mit, dass ich mich vielleicht öfters mal für Selbstverständlichkeiten bedanken, mehr Mut zum NEIN-Sagen aufbringen sollte, und, dass die Anpassung an Erwartungen und Traditionen nicht glücklich, nicht einmal zufrieden machen muss. Keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber gut und flüssig geschildert, so dass "_Landliebe gesucht_" durchaus des Lesens wert war. Für die poppige, sehr unpassende Aufmachung und den dazugehörigen Klappentext gibt es jedoch Sternabzug.