Gleichzeitig verrückt und lebensnah

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waschbaerprinzessin Avatar

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Das unglaublich schöne farbenfrohe Cover, der etwas verrückte Titel und die Beschreibung, die einen total abgedrehte Roadtrip verspricht, haben in mir schon riesige Neugier auf „Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ ausgelöst. Die Leseprobe hat mich endgültig davon überzeugt, dass es sich bei Angelika Jodls Roman um ein Buch genau nach meinem Geschmack handelt, ein bisschen in Richtung wie Vea Kaisers „Rückwärtswalzer“, das mich sehr begeistert hat. Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut, vor allem die zynischen Beobachtungen der Welt der Medizinstudierenden aus der Perspektive der Protagonistin. Die gesamte Sprache wirkt ehrlich und schonungslos und die Dialoge lebensecht, manchmal auf unangenehme Weise. Gerade wenn man die Aussagen von Lena in Bezug auf ihre „roots“ liest, muss man mit den Zähnen knirschen. Die zielstrebige Olga, die versucht, möglichst große Distanz zu ihrer georgischen Familie aufzubauen, hat mich auf den ersten Seiten vor allem dadurch beeindruckt, dass sie ihre Meinung sagt, sich nicht einschüchtern lässt und für andere einsteht. Ich möchte sie unglaublich gerne nach Georgien begleiten, mit ihr gemeinsam ihre Familiengeschichte erkunden und herausfinden, was sie wirklich will. Vor allem möchte ich mich weiter von Angelika Jodls fantastischer Art zu schreiben begeistern lassen. Das Einzige, was mir weniger gefallen hat, ist, dass Olga angeblich die Schmerzen ihrer Patienten spüren kann. Das passt für mich nicht so gut ins eigentlich sehr realitätsnah wirkende Setting und ich hoffe, dass es im Verlauf des Romans keine allzu große Rolle einnehmen wird.