Georgisch-deutsch-griechischer Culture-Clash

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Schon der Titel sucht seinesgleichen … kann das Buch diese Erwartungen halten?

„Laudatio auf eine kaukasische Kuh“ erzählt von Olga Evgenidou: Tochter georgischer Einwanderer mit griechischen Wurzeln (naja, eigentlich pontisch, aber: Details …), die ihren Weg geht – Medizinstudium, mit ihrem Kollegen Felix van Saan scheint sie den richtigen Mann, noch dazu aus gutem Hause, gefunden zu haben, sie biegt quasi in die Zielgerade ein. Doch dann poltert Jack, man könnte sagen Contentmanager einer dubiosen App, genauer aber Lebenskünstler, in ihr Leben … und weil Jack begeisterungsfähig ist (vor allem seine Begeisterung für Olga kennt keine Grenzen), beginnt von nun an, Olgas Leben ein wenig aus dem Ruder zu laufen und dafür bietet ihre ehemalige Heimat die bestmögliche Leinwand, auf der sich georgische, deutsche und griechische Kultur zu einem bunten Actionpainting vermischen. Was es mit der Kuh auf sich hat, sollte man besser selbst lesen …

Vorab: Sowohl die Geschichte als auch Olgas Familie sind dermaßen schräg, dass mancher frustriert aussteigen könnte. Aber wer auf Kuddelmuddel (die Geschichte eignete sich wunderbar fürs Boulevardtheater bzw. eine Verfilmung) steht, wird es lieben: Da wären die Dialoge, die teils wunderbar lapidar, teils übertrieben daherkommen … überhaupt ist die gesamte Sprache getragen von einer feinen Ironie, der aber ein ernster Kern nicht fehlt. Manche Ideen und Bilder, die Jodl ihren Figuren in den Mund legt, sind mal urkomisch, mal „gewöhnungsbedürftig“ (wusste gar nicht, dass 16-Jährige ein Recht auf Kohlenhydrate und Bildung haben … aber man lernt ja nie aus). Zudem gibt Jodl auch jeder ihrer Figuren ihre eigene Sprache, speziell Olgas Großmutter hat es in sich. Die Themen sind weit gesteckt: Familie, Liebe, Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen mit ihren Vor- und Nachteilen; was ist es, was wirklich zählt im Leben und wer man ist? Die Geschichte liest sich flüssig weg, manchmal kann es einem etwas zu viel werden, aber dann liest man am besten weiter, denn die nächste surreale Stelle, bei der man lachen muss, ist wahrscheinlich nicht allzu weit weg …