Zwischen Deutschland und Georgien

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petris Avatar

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Olga ist Deutsche, so fühlt sie sich auch. Sie studiert Medizin, steht kurz vor ihrer letzten Prüfung. Sie hat einen festen Freund, ebenfalls Mediziner, mit dem sie eine gemeinsame Zukunft plant. Er ist nett, zugewandt, attraktiv und, für sie ein wichtiges Argument, sein Nachname hat nur zwei Silben. Denn Olga heißt Evgenidis, ihre Familie stammt aus Georgien, spricht einen alten Dialekt, küsst Ikonen und verheiratet Frauen jung. Olga kann mit all dem nur wenig anfangen und freut sich über ihr Leben mit Felix und als Ärztin.
Eine Grundlage, auf der man einen wunderbaren Roman über Rassismus, über Akzeptanz, auch über Identität erwarten würde. So beginnt er auch. Doch dann tritt Jack auf. Das genau Gegenteil von Felix, unstet, immer knapp bei Kasse, begabt, aber ohne Plan,… Schon sein erster Auftritt, als er Olga einfach in den Zug folgt, finde ich weniger romantisch, sondern eher bedenklich. Für mich ist das Stalking. Doch Jack ist so anziehend, so attraktiv. Der darf das, denn Olga fühlt sich von Anfang an angezogen.
Auch die Geschichte der Familie wird immer klischeehafter, als dann plötzlich alle nach Georgien müssen, wird es nicht besser. Es ist schön, etwas über dieses spannende Land zu lesen, doch bleibt alles sehr an der Oberfläche und bedient vor allem Klischees.
Nachdem ich mich trotz allem über große Strecken hinweg sehr gut unterhalten gefühlt habe, gibt es von mir vier Sterne. Für drei hatte ich dann einfach zu viel Vergnügen an der Lektüre, trotz aller Schwächen.
Ein durchwachsener Roman, der sich nicht ganz entscheiden konnte, ob er Kitsch oder lieber doch Literatur werden wollte. Rosamunde Pilcher mit einer Prise Multikulti.