Ein sehr beeindruckendes Buch

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susannesh68 Avatar

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Eine Frau hat ihren Lebensgefährten verloren, der sich aufgrund von Depressionen das Leben genommen hat. Dieser erschütternde Verlust hat die Ich-Erzählerin aus der Bahn geworfen und sie beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleinere Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Es wird im Buch schnell klar, dass es der Frau nicht um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.
Dieser Roman hat mich nachhaltig beeindruckt. Er ist mit großem Einfühlungsvermögen geschrieben und gibt reichlich Stoff zum Nachdenken. Interessant auch, dass die gesamte Geschichte praktisch in Läufen erzählt wird, der Atem-Rhythmus der Ich-Erzählerin gibt den Takt vor. Dabei gibt es keine Überschriften, trotzdem ist das Buch angenehm zu lesen. Man kann auch bei zeitlichen Sprüngen wunderbar folgen. Einfach ein faszinierendes Buch, das auch die unterschiedlichen Facetten der Trauer um einen geliebten Menschen beleuchtet. Und wer selbst schon mal die Erfahrung gemacht hat, wie Bewegung in schwierigen Lebenssituationen helfen kann, der wird nachvollziehen können, wie gut dieses Buch ist. Eine klare Leseempfehlung.