Ein tolles Konzept!

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gaia Avatar

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In Isabel Bogdans neuen Roman läuft der Leser mit der Ich-Erzählerin viele viele Kilometer und gewinnt dabei einen Einblick in ihre verwundete Seele.
Die Geschehnisse setzen ein Jahr nach dem Tod des Partners der Erzählerin ein. Sie entscheidet sich dafür wieder Joggen zu gehen und nutzt die Zeit, um sich Gedanken über den Tod des Partners, die gemeinsame Vergangenheit aber auch die Trauer, ihre Freunde und die Zukunft zu machen. Dabei begleiten wir die Erzählerin über ein Jahr hinweg und erleben sie immer wieder in ihrem unablässigen Gedankenstrom während des Laufens.

Bogdan gelingen hier mehrere Kunststücke. Sie beschäftigt sich nicht, wie einige andere Autoren, mit der Zeit direkt nach einem Verlust, sondern setzt später im Trauerprozess ein. Nachdem "das Trauerjahr" eigentlich schon vorbei sein sollte und alles wieder in Ordnung. Dass dies eben nicht so ist, zeigt sie durch den Kniff allein den Gedankenstrom der Erzählerin auf den Leser wirken zu lassen. Und so wie das Laufen den Menschen in Bewegung hält, hält es auch die Handlung in Bewegung und lässt den Roman nie langatmig werden. Die Länge von 200 Seiten ist auch perfekt getroffen, um einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt einer "Hinterbliebenen" zu bekommen.
Mich hat dieser Roman gefesselt und auch berührt. Mir sind sogar einmal die Tränen gekommen und zwar nicht an einer traurigen Stelle, nein, an einer Stelle in der es um Mut, Freundschaft und Apfelstückchen geht.

Es handelt sich hierbei um einen aus meiner Sicht großartigen, reduzierten Roman, der den Trauerprozess einer Person mal aus einer ungewöhnlichen Perspektive heraus erzählt. Sehr empfehlenswert!