Ein ungewöhnliches Buch

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buechertraeume Avatar

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Ich weiß gar nicht so genau, warum ich auf dieses Buch neugierig geworden bin, denn allein der Titel passt nicht zu mir. Ich hasse es zu laufen. Klar, der kurze Sprint zum Bus ist in Ordnung und ich kann auch ein Stück über den Campus joggen, um rechtzeitig zur Vorlesung zu erscheinen, aber freiwilig joggen gehen, um den Kopf frei zu bekommen, ist für mich unvorstellbar. Dieses Gefühl gehört für mich zum Yoga oder auf den Rücken eines Pferdes. Ich kann beim Laufen nicht denken, nicht reden, und ich finde es einfach total langweilig.

Trotzdem hatte dieses Buch mit seiner engen Verbindung zwischen Laufen und einem so erschütternden Verlust seinen Reiz. Man konnte ganz deutlich die Parallelen zwischen den ersten Laufrunden und dem Versuch der Erzählerin, mit ihren Verlust umzugehen erkennen. Beides war erschöpfend und frustrierend und schien sich wie eine unüberwindbare Mauer vor ihr aufzutürmen. Zumal man als Leser (oder so wie ich, als Hörer) erst nach und nach an das volle Außmaß der Geschehenisse herangeführt wird. Man spürt, dass die Protagonistin zunächst nicht direkt über ihren Verlust nachdenken kann, sondern sich mit Themen beschäftigt, die damit zusammenhängen.

Die Geschichte mit dem ungewöhnlichen Erzählstil des inneren Monologs war emotional und hatte eine Sogwirkung, da man das Gefühl bekam, der Protagonistin sehr nahe zu stehen. Man hatte fast das Gefühl mit ihr zu verschmelzen, wenn sie so offen ihre Gedanken mitteilte und sich erst im Nachhinein überlegte, ob man das so eigentlich denken oder sagen dürfte.

Allerdings birgt diese Erzählform auch Schwächen. Viele Themen kamen immer wieder vor. Einerseits war das interessant, denn man konnte so beobachten, wie die Sichtweise der Protagonistin sich langsam änderte. Manchmal waren es aber auch nur banale Wiederholungen. Gerade während des Alsterlaufes fand ich die ständig wiederkehrenden Sätze über Glück und Freunde und Äpfel ziemlich albern.

Abgesehen von ein paar Wiederholungen wie diesen, hatte das Buch in meinen Augen genau die richtige Länge. Da ich das Hörbuch gehört habe, hatte ich mich zunächst über die kurze Laufzeit (ca. 4 Stunden) gewundert, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass jedes weitere Kapitel der Geschichte wohl nichts mehr hätte hinzufügen können.

Wer sich mit der Erzählweise anfreunden kann, wird in diesem kurzen Buch einen emotionalen aber auch spannenden Begleiter finden, der einen über sich selbst nachdenken lässt, über das Leben, über Verlust und über neue Hoffung.