Es zieht sich

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sternenmeer Avatar

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Ohne Frage ist "Laufen" stilistisch ein außergewöhnliches Buch.
Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Protagonistin in einem inneren Monolog, ausschließlich. Eine Story auf diese Weise zu erzählen, halte ich für sehr mutig, da der Leser diese Gedanken und Gedankenschleifen über viele Seiten aushalten muss.

Es geht um Verlust und seine Bewältigung.

Die Protagonistin beginnt nach langer Zeit und nach dem Verlust ihres langjährigen Lebenspartners, zu laufen. Sie fühlt sich verwitwet, stellt das klar, weil sie diesen Titel nicht tragen darf. Ihr fehlt etwas, auch wenn die Beziehung schwer und die Depression ihres Freundes bekannt war. Sie macht sich Vorwürfe.
Beim Laufen gelangt sie in die Auseinandersetzung mit sich, mit ihren Freunden, mit den "Schwieger"eltern, mit der Krankheit. Zunächst ist sie vollkommen hilflos, atemlos.
Je länger sie das Laufen trainiert, desto mehr kann sie sich im Leben zu recht finden.

Ich habe das Buch zu Beginn atemlos und gerne gelesen. Ich war ganz bei der Protagonistin. Nach etwa 100 Seiten, begann mich die Geschichte abzuhängen, was an den permanenten Wiederholungen lag. Nun ja, das ist wohl der Natur eines Gedankens geschuldet, der sich gerne in den Alltag schleicht, auch wenn man ihn an dieser Stelle und zu dem Zeitpunkt nicht haben will. Mir war das zu viel und ich konnte mit der Protagonistin nicht mehr mithalten. Die anhaltenden Selbstvorwürfe schienen mir mit voranschreitender Geschichte, die mit der Aufklärung der Hintergründe einherging, bisweilen sogar etwas unglaubwürdig.

Einen Suizid und eine psychische Erkrankung zu thematisieren ist ebenso mutig, wie der bereits erwähnte Stil des Erzählens an sich.
Hut ab, dafür!