Sehr berührend und authentisch

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rinoa Avatar

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Gerade habe ich Isabel Bogdans „Laufen“ beendet und bin immer noch ganz gefangen in der Gedankenwelt der Erzählerin.
200 Seiten innerer Monolog einer Frau, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag wieder mit dem Laufen beginnt – kann das tatsächlich interessant und sogar spannend sein?
Ja, das kann es. Und das ist es!

Aber es ist noch viel mehr. In einigen ihrer Gedanken habe ich mich wirklich wiedererkannt, ich musste mal schmunzeln, mal die Luft anhalten und einige Male war ich sogar zu Tränen gerührt.
Der Leser bekommt die Gefühlswelt der Läuferin ungefiltert und mit voller Wucht serviert, was das Ganze für mich so authentisch und realistisch gemacht hat. Obwohl ich so etwas wie sie bisher nicht erlebt habe, konnte ich jeden Gedanken, jedes Gefühl und besonders auch den Schmerz nachvollziehen und nachspüren.
Und immer wieder, wenn ich es gerade gar nicht erwartet habe, kamen fast schon versteckt bzw. in den vielen Gedanken untergehend Passagen und Sätze, die mich trotz ihrer scheinbaren Schlichtheit – oder vielleicht auch gerade deswegen – sehr berührt haben.
So erfährt der Leser nach und nach, was eigentlich passiert ist und begleitet die Frau nicht nur beim Laufen, sondern auch beim Prozess der inneren Genesung.

Und wie die Protagonistin aus einem inneren Verlangen heraus quasi weiterlaufen muss, so musste auch ich immer weiterlesen und war am Ende fast ein wenig traurig, als es vorbei war. Ich hätte ihr gerne noch länger „zuhören“ können, denke aber, dass der Umfang des Buchs sehr stimmig und passend zum Inhalt ist.

Für mich ist „Laufen“ eine absolute Entdeckung, ich werde es auch im Freundes- und Bekanntenkreis jedem weiterempfehlen, den ich erwischen kann.
Und jetzt muss ich überlegen, was ich als nächste mache – lese ich das Buch gleich noch einmal, oder gehe ich Laufen…?