Ungewöhnlich, aber gut

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
justm. Avatar

Von

Wer bei diesem Buch einen Ratgeber zum Thema Jogging erwartet, wird sehr enttäuscht sein, denn es geht um viel tieferliegende Dinge, als einfach "nur" zu laufen.

Nein, mit diesem Buch begleitet man die namenlose Ich-Erzählerin auf ihrem Weg der Trauer und vor allem der Trauerverarbeitung - und das passiert in diesem Fall eben beim "Laufen".

Die Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen wird hier nicht einfach geradeaus erzählt, sondern der Leser erfährt alles, was passiert ist, allein durch die Gedanken der Erzählerin, die sie beim Joggen hat.

Das mag zunächst ein wenig ungewöhnlich sein, zumal sich die Gedanken in langen Sätzen wiederspiegeln, die sich auch mal auf eine ganze Buchseite ausdehnen können, aber wer kennt sie denn nicht, diese Gedankenketten, die einen umtreiben, wenn man nicht mehr weiter weiß?

Was tun, wenn es einem äußerlich gut geht, aber das Herz gebrochen ist und im Kopf tausend Gedanken nicht wissen, wo sie hin sollen? Was tun, wenn einem Trauer und Verzweiflung den Atem nehmen? Dann doch lieber keine Luft mehr bekommen, weil man sich beim Laufen überanstrengt hat.

Laufen und Gedankenketten stehen hier wohl als Sinnbild für den Weg den Trauernde vor sich haben, den sie gehen müssen, um mit dem Verlust irgendwie klarzukommen, um Gedanken und Gefühle wieder so zu ordnen, damit ein (Weiter-)Leben möglich ist.


Außer der Ich-Erzählerin lernt der Leser auch keine weiteren Personen "näher" kennen. Sie passier(t)en einfach im Leben der Erzählerin. Direkte Rede gibt es nur an einer Stelle im Buch.


Wie gesagt: das mag zunächst alles ein wenig ungewöhnlich und vielleicht auch gewöhnungsbedürftig sein, aber wenn man drin ist, ist man drin und legt dieses Buch auch sicher nicht so schnell zur Seite.


PS: Taschentücher bereit halten!