Wie kann man nicht mehr leben wollen?

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buecherfan.wit Avatar

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In Isabel Bogdans neuem Roman “Laufen“ geht es um eine Frau, die ihren Partner verloren hat, nachdem sie zehn Jahre zusammen waren. Sie kommt über den Verlust nicht hinweg, gequält von Trauer, Wut, dass er sie zurückgelassen hat und Schuldgefühlen, weil sie es nicht hat kommen sehen. Ihr Lebensgefährte litt unter Depressionen, und als alles besser zu werden schien, hatte er lediglich beschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die namenlose Ich-Erzählerin bekommt Hilfe von ihrer Freundin Rike und deren Mann und Kindern und ihrer Therapeutin. Rückhalt findet sie auch in dem Orchester, in dem sie Bratsche spielt und in ihrem Quartett. Weil alles nicht hilft, beginnt sie nach langer Pause wieder mit dem Lauftraining, was ihr anfangs sehr schwer fällt. Sie hatte gehofft, dass sie durch die körperliche Anstrengung den Kopf frei bekommt, weil laufen so schön stumpf ist, aber das passiert nicht. Die Gedanken kreisen unaufhörlich. Sie lässt immer wieder dieselben Dinge Revue passieren. Auf diese Weise erfahren wir alles über sie: über die letzte Zeit mit dem Lebensgefährten. Ihr miserables Verhältnis zu seinen Eltern und ihre Unfähigkeit, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und einen Neuanfang zu wagen. Wir atmen sogar mit ihr.
Die Geschichte ist thematisch und auch sprachlich-stilistisch sehr einseitig. Wenn man die Ausgangssituation kennt, passiert nicht mehr viel Neues. Spannend ist das nicht. Auch das Ende ist absehbar, nachdem schon der Klappentext verraten hat, dass sie ihr Leben wieder in den Griff bekommt. Bogdans neuer Roman hat mir längst nicht so gut gefallen wie “Der Pfau.“