Facebook - Fluch oder Segen?

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naraya Avatar

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Es ist Miias erster Tag an ihrem neuen Arbeitsplatz und gleichzeitig an ihrer alten Schule. Weil sie ihren Job als Social Media-Spezialistin der Kriminalpolizei wegen Internetsucht an Nagel hängen musste, ist sie als Sonderpädagogin in ihre Heimatstadt Palokaski zurückgekehrt. Doch anstatt eines ruhigen Alltags an der Seite ihres Bruders Nikke, des Schulpsychologen, erwartet sie gleich der erste Schock: eine Schülerin ist spurlos verschwunden! Von Drogen, älteren Männern und ausgelassenen Parties ist die Rede und niemand will so recht an ein Verbrechen glauben. Miia jedoch hat sofort ein komisches Gefühl bei der Sache und verstrickt sich bald tiefer in die Ermittlungen, als gut für sie wäre.

Miia Pohjavirta als herumschnüffelnde Sondernpädagogin ist als Protagonistin recht interessant. Ihre Internetsucht wird sehr eingängig beschrieben und auch charakterlich ist sie eher eine Antiheldin. Sie ist die ruhigste ihrer Clique, Themen wie Kinder, Kosmetik oder Fitness sind ihr unwichtig. Dafür nimmt Miia jeden Mann mit nachhause, der ihr gefällt, trinkt Wein, so viel sie mag und bestellt sich beim Lieferservice auch mal zwei Pizzen für sich ganz allein. Das macht sie mir ungemein sympathisch und diese Zuneigung zu ihr ist auch der Hauptgrund, weshalb ich den Roman überhaupt noch zu Ende gelesen habe.

Die eigentliche Handlung plätschert leider nur so dahin. Außer einigen pikanten Szenen aus Miias Privatleben, ein paar Verdächtigungen und Seltsamkeiten passiert einfach nichts, gar nichts. Die Polizei in Form von ihrem ehemaligen Kollegen Korhonen spielt fast gar keine Rolle in der Ermittlung, alles erledigt Miia im Alleingang. Der einzige Höhepunkt des Ganzen ist die Tatsache, dass alle Hinweise auf einmal auf Nikke deuten und seine Schwester am Ende selbst nicht mehr weiß, ob sie ihrem Bruder noch trauen kann. Auch sprachlich ist der Roman allenfalls solide und keine schriftstellerische Glanzleistung.

Das Ende kommt dann auch recht plötzlich und der Leser bleibt frustriert zurück, denn anstatt eines abgeschlossenen Romans erwartet ihn hier ein großer Cliffhanger und damit der Beginn eines Fortsetzungsromans. Denn nichts anderes ist "Lauras letzte Party". Auch wenn wir am Ende wissen, was mit der verschwundenen Schülerin (vermeintlich?) passiert ist, es werden doch deutlich mehr neue Fragen aufgeworfen, als alte beantwortet. Immerhin sollen Band 2 und 3 zeitnah im September und November 2015 erscheinen. Allerdings enthalten die im Buch hierfür abgedruckten Klappentexte schon so viele Informationen, dass man sich auch diese Lektüre sparen kann. Schade eigentlich, denn Miia war mir wirklich ans Herz gewachsen und ihr Verdienst wird es auch sein, wenn ich diese Reihe tatsächlich noch weiter verfolge.

Fazit: ein fader Roman mit jeder Menge verschenktem Potenzial