Zusammenhang ist groß

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Schon das Cover von „Lebensbande“ hat mich bewegt. Zwei Frauen, dicht nebeneinander, entschlossen und gleichzeitig verletzlich. Es ist ein Bild, das genau die Atmosphäre des Romans einfängt. Man spürt sofort, dass es um Zusammenhalt geht, um Mut, um das Überstehen einer Zeit, die Menschen an ihre Grenzen bringt.
Beim Lesen hat mich die Geschichte von Lene, Nora und Lieselotte tief berührt. Mechtild Borrmann schafft es, historische Ereignisse nicht wie Fakten darzustellen, sondern als gelebtes Leben. Das sind Schicksale, die man fast körperlich mitempfindet. Besonders stark fand ich Lenos Kampf um ihren Sohn Leo, der wegen eines leichten Handicaps als „Reichsausschusskind“ in Lebensgefahr schwebt. Die Hilflosigkeit und gleichzeitig die unerschütterliche Hoffnung der Frauen haben mich sehr bewegt.
Auch die Passagen über den Gulag haben mich nicht mehr losgelassen. Zu wissen, dass solche Geschichten auf wahren Ereignissen beruhen, verleiht allem noch mehr Gewicht. Und dann diese große Geste der Freundschaft. Lieselotte opfert alles, damit Nora nach Hause zurückkehren kann. Das hat mich wirklich getroffen. Viele Jahre später, nach dem Mauerfall, kehrt die Vergangenheit zurück. Und zwar leise, schneidend und unausweichlich. Dieses Wiederaufbrechen alter Wunden ist von Borrmann unglaublich einfühlsam beschrieben.
Für mich ist „Lebensbande“ ein Roman über die Stärke von Frauen, über Loyalität und über die Art von Freundschaft, die ein Leben lang trägt. Ein Buch, das noch lange nachhallt und das ich mit großem Respekt gelesen habe.