Leben und Tod im selben Raum

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lesemöwe Avatar

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Eingeladen, einen ersten Leseeindruck zu diesem Roman zu verfassen, hat mich das Buchcover: Das Bild, das sich in der Mitte des Covers befindet, hat durch die zarten Farben etwas Beruhigendes, gleichzeitig auch etwas Gegensätzliches, trotzdem aber Verbindendes, weil es so wirkt, als würden leichte Schneeflocken auf blühende Pflanzen fallen. Der Titel "Lebensgeister" ist metaphorisch und passt sehr gut zu dem Bild. Manchmal sind Titel sehr verrätselnd, manchmal sogar verwirrend, aber in diesem Fall erschließt sich einem die Bedeutung sofort (zumindest ein Teil der Bedeutung), wenn man die ersten 18 Seiten des Romans liest. Eine junge Frau schildert in der Ich-Perspektive, wie sie nach einem schlimmen Unfall eine Nahtoderfahrung hatte. Trotz der Schwere des Themas haben ihre Schilderungen etwas Leichtes an sich, was vielleicht auch an ihrer manchmal etwas frischen, freien Ausdrucksweise liegt: " Mein Körper war jedoch nicht mehr derselbe wie früher, er fühlte sich an wie geraspelt; und mir war ein neues Aussehen verpasst worden. Wenn Leute mich sahen, sagten sie: »Bei so ’ner krassen Veränderung, geht da nicht das Gedächtnis verloren?« Oder: »Das hat bestimmt was mit deiner Nahtoderfahrung zu tun …« Ich fand es amüsant." (Seite 19).
Gleichzeitig überzeugt der Roman durch viele Sätze, die man als Zitate herausnehmen könnte, weil sie sehr viel Tiefe enthalten und zum Nachdenken anregen, wie z.B. : "Dass Leben und Tod im selben Raum beieinander wohnen, dass nur ein Haar sie voneinander trennt – daran hatte ich nie gedacht, damals." (Seite 18).