Interessanter Roman über zwei Frauen - sowie ein Stück Zeitgeschichte

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adel69 Avatar

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Worum geht es in dem Buch?

Im Jahr 1956 muss Angelika Stein in Kassel die Schule abbrechen. Einige Zeit später bekommt sie die Chance, eine Ausbildung zur Fotografin zu beginnen. Sie meistert ihre Lehre vorbildlich und landet anschließend bei einer großen Tageszeitung. Dort muss sie sich in einer – in der damaligen Zeit – Männerdomäne als Frau behaupten.

1956 wird Christine Magold als Sportlerin für die DDR entdeckt und muss sich von da an einem harten körperlichen Training unterziehen. Sie meistert es mit Bravour. Als sie sich in einen westdeutschen Sportler verliebt, spürt sie die volle Härte des DDR-Systems, das Kontakte zu Westdeutschland nicht dulden. Sie muss eine Entscheidung treffen.

Meine Leseerfahrung:

Das Buch ist in der Vergangenheit in der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) verfasst. Der Leser bekommt abwechselnd Ereignisse aus dem Leben vorwiegend von Angelika und Christine mit. Das liest sich flüssig und interessant – denn in diesen Roman fließt immer wieder Zeitgeschichte ein.

Die Hauptprotagonistinnen Angelika und Christine waren mir beim Lesen immer sympathisch. Ich fühlte mit ihnen mit. Ich habe auch viel Geschichtliches durch diesen Roman gelernt. Beispielsweise, welche Vorurteile gegenüber Frauen in den 1950er-Jahren bestanden. So muss sich Angelika als Fotografin gegenüber einigen profilierten männlichen Kollegen behaupten, kämpfen, um das tun zu dürfen, wofür sie fähig ist. Und damit ihre Arbeit die Würdigung erfährt, die sie verdient hat.

Christine, die Top-Sportlerin, lernt, dass das DDR-System nicht nur Lob für seine Sportler übrig hat, sondern sie auch gewaltig unter Druck setzen kann.
Als Leserin konnte ich sehr gut in die Handlung eintauchen und beim Lesen oft die Welt um mich herum vergessen (was ja nicht schlecht ist in der derzeitigen Pandemie-Situation).

Lange Zeit habe ich mich gefragt, wie die Schicksale von Angelika und Christine zusammenhängen könnten – im Laufe des Buches offenbaren sich einige Bezugspunkte zwischen beiden Frauen. Der Schluss ist spannend und nicht vorhersehbar.

Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich mir überlege, noch ein weiteres Buch von Katharina Fuchs zu lesen. Mir gefällt der Schreibstil und die Art, wie die Bücher der Autorin aufgebaut sind.

Ich vergebe dem Buch „Lebenssekunden“ fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

P.S.: Auf Seite 143 ist ein Fehler aufgetreten. In einem Kapitel über Angelika steht „Christine“, obwohl es eindeutig „Angelika“ heißen muss. Vielleicht kann dieser Fehler in der nächsten Ausgabe korrigiert werden.