Zwei Leben in Deutschland

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smberge Avatar

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Inhalt:

2 Frauen in den 50er Jahren in Deutschland, eine in der DDR, eine in Westdeutschland.
Angelika, die junge Frau, die in Westdeutschland aufwächst, hat Probleme in der Schule. Sie ist 15 Jahr alt, als sie von der Schule fliegt. Angelika möchte gerne Fotografin werden, doch niemand in Kassel möchte eine Frau ohne Schulabschluss als Auszubildende. Nach langer Suche bekommt sie eine Chance bei einem Fotografen, der vor Kurzem aus der DDR geflohen ist.
Christine wächst in der DDR auf. Schon früh wird ihr Talent für das Turnen entdeckt und ihr Talent wird vom Staat gefördert. Sie besucht eine Sportförderinternat unterliegt so komplett er staatlichen Macht, der es nur wichtig ist, dass der Staat bei internationalen Wettbewerben erfolgreich ist. Wie es den Sportlern und ihrer Gesundheit dabei geht, interessiert in der Sportförderung niemanden.
Zwei Frauen, die anscheinend in vollkommen getrennten Welten leben. Beim Bau der Mauer 1961 treffen die beiden aufeinander und entdecken mehr Gemeinsamkeiten, als zu erwarten war.

Meine Meinung:

Es ist sehr interessant anhand dieser beiden Frauen das Leben in den beiden deutschen Staaten kennenzulernen. Angelika, die unter dem konservativen Rollenbild in den jungen Jahren der Bundesrepublik leidet. Ein Schulleiter, der Probleme damit hat, dass seine ehemalige Jungenschule jetzt auch von Mädchen besucht wird und das die Mädchen auch spüren lässt. Dann die klare Vorstellung, das Frauen gewisse Berufe nicht ausüben sollen und ihre eigentliche Rolle ja eh ist, Kinder zu erziehen und den Haushalt zu führen.
Christine hat zwar eigentlich eine privilegierte Rolle in der DDR. Die Sportförderung bekommt die beste Förderung und auch Reisen in den Westen sind möglich. Dafür geben die Mädchen aber auch ihre Freiheit beinahe komplett auf. Als Christine sich in einen Turner aus dem Westen verliebt, wird extremer Druck auf die ausgeübt.
Auch wenn die Autorin hier 2 Lebensläufe beschreibt, die anscheinend für das jeweilige Land beispielhaft sein sollen, schafft sie es doch, die Charaktere sehr menschlich und lebensnah darzustellen. Für den Leser entsteht so ein gutes Bild des Lebens in den beiden Staaten.
Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie wohl ein Leser das Buch liest, der im Osten aufgewachsen ist. Warum werden in Büchern häufig Leistungssportler oder andere privilegierte Personen als Hauptdarsteller gewählt? Mir ist bekannt, dass Sportförderung eine wichtig rolle gespielt hat, aber es war auch dort nur eine Minderheit.
Für Frauen im Westen war es in der Zeit sehr schwer, einen eigenen Beruf zu erlernen, der nicht als typische weiblich ansehen wurde. Insofern ist Angelika eine interessante Protagonistin, die erfolgreich versucht, die gesellschaftlichen Grenzen zu erweitern.
Die Handlung ist von Anfang bis zu Ende hin sehr spannend und hält immer wieder einige Überraschungen bereit bis hin zu Finale am Tag des Mauerbaus.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Sehr angenehm geschrieben, gut zu lesen und es enthält ein gutes Stück deutsche Zeitgeschichte.