Zwischen Kassel und Berlin

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bavaria123 Avatar

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Das Cover gefällt mir und passt sehr gut zum Inhalt des Buches. Man sieht, dass es in die 50er oder 60er Jahre geht und zwei junge Frauen vermutlich die Protagonistinnen sind.

Und es geht nun wirklich um zwei junge Frauen. Angelika Stein in Kassel, die Fotografin werden möchte sowie Christine Magold, die Leistungsturnerin ist und in Ostberlin lebt. Der Zeitrahmen beläuft sich zwischen 1956 und 1961.

Die beiden Hauptpersonen sind äußerst unterschiedlich. Angelika, aus gut situiertem Hause stammend, ist eher forsch, von der Schule geflogen und kommt eher durch Zufall ihrem Traum der Fotografie näher. Christines Tagesablauf ist extrem strukturiert und von außen beherrscht.

Die Darstellung der beiden jungen Frauen ist der Autorin gut gelungen. Ich konnte sie mir lebhaft vorstellen und mich auch in sie hinein versetzen. Wenn auch Katharina Fuchs auf Seite 58 mit den beiden durcheinander kommt und plötzlich Angelika als Christine tituliert.

Der Schreibstil ist mit viel wörtlicher Rede gestaltet und in abwechselnden Kapiteln über Angelika und Christine gegliedert. Allmählich weben sich dann auch die Stränge zusammen. Manchmal kommt es dann aber zu Wiederholungen, wie auf Seite 132, wo es mir dann doch ein "Häufchen Elend" zuviel war. Ein wenig hatte ich immer wieder das Gefühl, eher ein Buch für Jugendliche oder junge Erwachsene zu lesen.

Den historische Rahmen in West- und Ostdeutschland empfinde ich als gut recherchiert. Die Personen selbst sind dann eher Fiktion, was ich aber zunächst gar nicht so glauben konnte, steht doch in einer "Nachlese", was aus den einzelnen Figuren dann so geworden ist.
Es werden eine Vielzahl von Themen angesprochen, nicht nur der Unterschied zwischen dem Leben in Ost und West, auch der Drill der Leistungssportler in der DDR, die Stasi, der Mauerbau, Übergriffe auf anvertraute Personen, vermeintliche Männerdomänen oder Persönlichkeitsverletzungen. Durch diese Geballtheit an Themen wird aber das Meiste eher nur angerissen, nicht vertieft.

Alles in allem ist das Buch gute Unterhaltung. Für die angesprochenen Punkte ziehe ich aber einen Stern in der Bewertung ab.