Selbsternannter "Erlöser"

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Der Prolog von "Leise stirbst du nie" unterscheidet sich nicht so sehr von den Prologen anderer Thriller: Er ist aus der Ich-Perspektive von Linda Cassidy geschrieben. Linda ist mitsamt ihrer kleinen Tochter in die Gewalt eines religiös motivierten Psychopathen geraten, der sie offensichtlich kreuzigen und töten will.

Im ersten Kapitel des Romans wechselt die Perspektive. Im Gegensatz zu den meisten Thrillern erfährt der Leser sofort, wer der Mörder ist: es handelt sich um den Anfangdreißiger Simon, einen Physiotherapeuten, der nach eigenem Eindruck eher mit der Heilung, bzw. "Läuterung" sündiger Seelen als mit der Behandlung kranker Körper beauftragt ist. Simon entführt junge Mütter mit Kleinkindern, er nutzt die Mutterliebe seiner Opfer, um sie gefügig zu machen und jeden Widerstand auszuschalten. Die getöteten Frauen legt er auf den Stufen einer Kirche ab, die Kinder lässt er unversehrt frei.

Rückblicke in Simons Vergangenheit zeigen, dass er von einer fanatisch religiösen Mutter extrem streng erzogen wurde und schon als Teenager seine erwachende Sexualität mit Sünde und Bestrafung assoziierte.

Im zweiten Kapitel lernt der Leser die Kriminalkommissarin und alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter Sami Rizzo kennen. Sie wurde eher unwillig von ihrem inzwischen verstorbenen Vater in die Polizeilaufbahn gedrängt, ist jedoch trotzdem in ihrem Beruf erfolgreich. Als auch Sami und ihr Partner mit dem Fall der ermordeten Mütter nicht weiterkommen, wird eine Profilerin eingeschaltet...

Die Leseprobe ist spannend und durch die Abkehr vom üblichen Whodunit- Schema auch psychologisch sehr interessant. Der Autor ist mir bisher unbekannt, ich würde diesen vielversprechenden Psychothriller gern weiterlesen.