Gut wird das nie!

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Schon die Tatsache, dass die Bücher von Daniel Annechino im Selbstverlag erschienen sind, müsste den geneigten Thrillerleser stutzig machen. Nachdem der Amerikaner so vier Bücher für den Eigengebrauch produzierte, entschloss sich Amazon aus mir unerfindlichen Gründen, dieses Buch in ihr Encore-Programm aufzunehmen und diesem so zu einem Erfolg zu verhelfen. Warum genau dieses Buch die Gunst des Buchriesens fand, erschließt sich mir, soviel gleich vorneweg, in keinster Weise. Doch zunächst zum Inhalt des Romans:

In Kalifornien geht ein Serienkiller um, der junge Mütter kreuzigt und ihre Kinder merkwürdigerweise verschont. Die beiden Detectives Alberto und Sami werden auf den Fall angesetzt und finden sich schon bald höchst persönlich in die Jagd verwickelt. Mehr lässt sich über die dünne Handlung ohnehin nicht aussagen, da jeder, der nur ein oder zwei Serienkiller-Romane gelesen hat, schon recht bald weiß, wie der Hase läuft. Annechino gestaltet seine Hatz völlig linear und ohne große Überraschungen und jeder Kenner von Romanen dieser Couleur wird sich das Ende des Ganzen schnell ausmalen können.

Schon nach wenigen dutzend Seiten wird die Chefermittlerin mit dem Täter konfrontiert. Es gibt keine Überraschung, keinen Twist, alles läuft so vorhersehbar wie unspektakulär ab. Schlägt beispielsweise Jeffry Deaver meines Empfindens immer ein paar Haken zu viel in seinen Lincoln/Rhyme-Thrillern, so hätte eine Überraschung dem monotonen Einerlei Annechinos gut getan und Belebung versprochen

Munter bedient sich Daniel Annechino seines Setzkastens voll von Klischees, die man aus dutzend anderen Büchern so schon kennt. Diese absurde Lektüre beinhaltet auch wirklich alles, was die Serienkillerliteratur aus Übersee in den letzten Jahren so hervorgebracht hat [Spoilergefahr!] (Kreuzessymbolik, religiös verirrter Killer, Mutterfixierung, alkoholisierte und alleinerziehende Ermittler und so weiter und so fort). Besonders hat mich neben der einschläfernden Monotonie die Eindimensionalität der Charakter. Weder Ermittler noch Killer verleiht der Schriftsteller Tiefe und alle Charaktere bleiben blass.  Die farblosen Schilderungen stellten für mich einen krassen Gegensatz zu der eigentlich herausragenden kalifornischen Landschaft dar und zeigten mir ganz deutlich, dass es auf dem weiten Feld der Spannungsliteratur mannigfaltige Alternativen zu Daniel Annechino gibt, die über einen spannenden Schreibstil verfügen und den Leser auch packen können.

Am Ende bedankt sich Annechino noch bei Amazon, die das Konvolut einer breiten Masse zugänglich machten, wobei eher ökonomischer Erfolg denn literarische Qualität seitens des Buchriesens eine Rolle gespielt haben dürften. Der Autor tut dies mit den Worten, dass Amazon „dass Potenzial seines Thriller unter den tausenden anderen erkannt habe“. Leider geht mir die Fähigkeit zur Erkenntnis derselbigen völlig ab und ich muss für mich konstatieren:

Fazit: Gewiss kein Buch, dass man gelesen haben muss, denn für spannende Lektürestunden gibt es weitaus spannendere Alternativen. Auch wenn Amazon das Buch gehypt hat, für mich muss ich Daniel Annechino gegenüber sagen „Gut schreibst du nie“ – höchstens einigermaßen befriedigend!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)