Der Fluss des Lebens

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phoebe1312 Avatar

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Mit seinem neuen Werk "Lektionen" hat Ian McEwan erneut bewiesen, dass er zu den bedeutendsten europäischen Schriftstellern unserer Zeit zählt.
Auf gut 700 Seiten entfaltet der Schriftsteller das Leben von Roland, den wir in den entscheidenden Momenten seines Lebens erleben dürfen – beginnend mit seinem Aufwachsen als Kind eines Soldaten in Libyen und seinen Erfahrungen in einem britischen Internat, in dem er als Minderjähriger erste sexuelle Erfahrungen mit seiner Klavierlehrerin sammelt, ein Einschnitt, der Einfluss auf sein gesamtes weiteres Leben haben wird. Wir erfahren von seiner gescheiterten Ehe mit Alissa, die ihn und ihr 7 Monate altes Kind zugunsten ihrer Karriere als Schriftstellerin verlässt und haben teil an den Höhen und Tiefen seines weiteren Lebens, zusammen mit seinem Sohn und seiner neuen Liebe, die ihn leider viel zu früh verlässt.
All das ist verwoben und eingebettet in die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts, McEwan spannt den Bogen von der Thatcher-Ära über Tschernobyl bis zum Fall der Berliner Mauer und stellt die Frage, welchen Einfluss politische und historische Ereignisse auf das private Leben von Menschen haben. Wie schon in seinen vorherigen Romanen spart er dabei auch komplexe moralische Fragen nicht aus. In all dem zeigt sich der Autor als grandioser Erzähler, der es versteht, seine Leser zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen.
Ian McEwan ist mit seinem Roman „Lektionen“ ein großer Wurf gelungen, für mich ein äußerst lehrreiches und lesenswertes Buch, das zwar ab und an einige Längen hat, aber insgesamt ein wunderbares Werk über den Fluss des Lebens und seine Lektionen ist.