Ein ganzes Leben

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Im englischen Original passt der Titel von Ian McEwans 700-seitigem Roman besser zur Geschichte. Die "Lessons" spielen nämlich nicht nur auf die zahlreichen Lektionen an, die das Leben den Protagonisten Roland Baines lehrt, sondern auch auf die verhassten Klavierstunden in seiner frühen Jugend, die ihn für den Rest seines Lebens prägen sollen. Dies wird im gewählten Covermotiv, das für Diogenes typisch stilvoll und schlich ist, noch einmal unterstrichen.
Ian McEwan erzählt zwar das Leben eines durchschnittlichen Mannes mit all seinen (Fehl-)Entscheidungen, Begegnungen und Zweifeln, aber zugleich skizziert er in "Lektionen" das Porträt eines Jahrhunderts, hangelt sich geschickt von der Kubakrise bis zum Mauerfall, allerdings nicht, ohne sich immer wieder in zu ausführlichen Beschreibungen und langwierigen Passagen zu verirren. Es handelt sich um eine Lektüre, die Zeit benötigt, denn die dichte Erzählung springt im Leben des rastlosen Roland, genau wie sie zwischen Fiktion und Realität springt.
Nimmt man sich allerdings diese Zeit, sind McEwans "Lektionen" ein Genuss.