Ein halbes Leben auf 720 Seiten

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janicka13 Avatar

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Lektionen. Lektionen des Lebens. Mehrere davon reiht Ian McEwan aneinander, Lektionen, wie wir sie alle erleben. Durch die Augen seines Protagonisten Roland Baines sehen wir Leser, wie das Leben manchmal spielt, durchforsten Kindheitserinnerungen, interpretieren die frühe Formung des Charakters, erleben die Schicksale anderer, spüren das Älterwerden und die Grenzen der Zeit. Der Roman erzählt langsam, unaufgeregt, mit einer gekonnten Schwerpunktsetzung ein Leben nach, das maßgeblich von geschichtlichen Ereignissen und den Entscheidungen und Handlungen anderer geprägt wurde. Der Protagonist reagiert auf äußere Einflüsse, seltenst formt er sein Leben selbst. Wir betrachten also, wie Roland sich durch sein Leben treiben lässt, wie er sich über selbiges beschwert, ohne jedoch selbst aktiv zu werden.
Ich halte das Buch für ein wichtiges, lehrreiches Werk, um das eigene Leben anders - besser? - betrachten zu können. Mitgenommen habe ich für mich, dass wir nicht unendlich Zeit haben und diese wenige Zeit nicht einfach vorbeirasen lassen sollten. Ejne wichtige Lektion, die man nicht oft genug betonen kann.
Stilistisch hat der Roman einige Längen, durch die ich mich durchbeißen musste, aber das war es wert. Der Stil steht dem Roman gut, und nicht selten hatte ich den Drang, Beobachtungen oder Formulierungen herauszuschreiben (nur wohin?). Ich würde hier gerne ein Beispiel anbringen, das mir in Erinnerung geblieben ist, nur weiß ich leider nicht mehr, wo auf den 710 Seiten es stand. Dann werde ich das Buch wohl nochmal lesen müssen.