Lektionen über ein ganzes Leben

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kasimir Avatar

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Erzählt wird die Lebensgeschichte des Roland Baines, verwoben mit verschiedenen Meilensteinen der jüngeren Geschichte – der Roman beginnt eigentlich in der Mitte, in den 1980ern, als die Welt das Tschernobyl-Unglück erlebt und Roland Baines seine ganz private Katastrophe, da seine Frau ihn und das Baby verlässt, ohne dass ein wirklicher Grund ersichtlich ist. Ist der Schlüssel für Rolands Probleme über die vielen Jahrzehnte wirklich in dem Missbrauch in seiner Kindheit zu finden, war es denn überhaupt ein Missbrauch? Und ist Roland Baines nicht eigentlich zufrieden mit seinem Platz im Leben? Dies alles ist nicht einfach zu beantworten, und der Autor lässt es auch offen. Dennoch ist der Roman alles in allem gut zu lesen, ist unterhaltsam, liefert die eine oder andere Überraschung und auch feine Denkanstöße. Ian McEwan ist zweifellos einer der besten Erzähler unserer Zeit: Grandios, wie er den Bogen spannt. Dennoch bin ich mit seiner Geschichte nicht ganz glücklich - einiges scheint mir unnötig verkompliziert, bei anderen Themenfeldern übernimmt er Stereotypen. Und das oft gelobte Sprachgenie des Autors ging vielleicht etwas mit der Übersetzung verloren. Dennoch: klare Leseempfehlung!