Routiniert präsentiert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
egan80 Avatar

Von

"Lektionen” ist ein etwas merkwürdiger Roman. Einerseits zeichnet er klar die Lebensgeschichte seines Protagonisten nach, sortiert Ereignisse der Vergangenheit so, dass der Bezug zur jeweiligen Gegenwart spürbar wird. Zugleich ist “Lektionen” aber auch die Abrechnung mit einer ganzen Generation, die - unpolitisch und häufig unstet - unbewusst signifikante Entscheidungen für folgende Generationen getroffen hat - im Allgemeinen (gesamtgesellschaftlich), aber auch im Kleinen: Entscheidungen der Eltern beeinflussen massiv das Leben ihrer Kinder.

Ob “Lektionen” auch eine Autobiographie von McEwan ist, sei mal dahingestellt; gewisse Parallelen sind jedenfalls erkennbar.

Leider erbt “Lektionen” auch das klassische Problem jeder Biographie: eine chronologische Anordnung von Ereignissen ist einfach nicht besonders spannend, wenn nicht auch ein kausaler Bogen gespannt wird. Und der ist hier nicht immer erkennbar. Dinge passieren Roland Baines einfach, und er ist zu passiv, darauf (aus Sicht dieses Lesers) angemessen zu reagieren.

Ian McEwan gelingt zum Glück immer noch der Bogen, die Handlung wieder in eine etwas interessante Richtung zu lenken; der große Wurf ist “Lektionen” aber letztlich nicht.