Sehr ausschweifend

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theobald Avatar

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Von Ian Mac Ewan habe ich schon einiges gelesen. Abbitte (Atonement) hat mich wirklich begeistert.
Mit dem 700-seitigen neuen Roman war ich dagegen etwas überfordert. Ohne jeden Zweifel kann der Autor erzählen. Das tut er jedoch dieses Mal so ausgiebig, dass ich mir gewünscht hätte, jemand ( der Lektor?) hätte ihn zur Komprimierung aufgefordert. Hat er ja vielleicht auch. Aber einen Schreib-Superstar wie Mc Ewan kann man wohl kaum zügeln. Der macht, was er will. Und er wollte uns eine Lektion erteilen: was geschieht, wenn uns ein traumatisches Ereignis prägt? Roland Mc. Barnes wird mißbraucht von seiner Klavierlehrerin und das hat weitreichende Folgen für sein Leben.
Dass aber der Held durch zahlreiche historischen Ereignisse stolpert, wirkt mitunter recht konstruiert und war mir zu viel des Guten. Dazu kommt noch, dass ich den Helden einfach nicht mögen konnte. Ja, die Lektüre war zwischendurch sehr intensiv, hatte aber auch immer wieder deutliche Durststrecken für mich. Es lag sicher an mir, dass ich nicht immer folgen wollte.
Mein Gefühl ist es, dass Ian Mc Ewan seine LeserInnen auch an der eigenen Geschichte teilhaben lassen möchte, denn seine Biographie weist gewisse Ähnlichkeiten mit der Geschichte auf. Wahrscheinlich tun Schriftsteller so etwas die ganze Zeit. Es fällt nur nicht so auf.
Die Lektionen muss man mögen. Trotzdem ein gewaltiges Werk.