Schöne Abenteuergeschichte

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tokall Avatar

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Eines gleich vorweg: Das Kinderbuch „Lenny Hunter. Die magische Sanduhr“ ist ein sehr gelungenes Kinderbuch mit einer spannenden, ereignisreichen Abenteuergeschichte, die einen klaren, roten Faden aufweist, und detailreicher, ansprechender Bebilderung. Auch die verschiedenen Figuren sind kreativ und ausgefallen gestaltet worden. Nach meiner Meinung ist es am ehesten für Kinder ab 5 Jahren geeignet (fortgeschrittener Kindergarten bis Grundschule), weil der Vorlesetext doch recht umfangreich ausfällt und der Wortschatz stellenweise doch auch anspruchsvoll ist.

Was mir auch positiv aufgefallen ist: Die Abstimmung zwischen Text und Bild. Das, was man im Text liest, findet man auch so auf den Bildern wieder. Und viele großformatige Bilder sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Es bietet sich oft an, länger bei den Bildern zu verweilen, weil es einiges auf ihnen zu entdecken gibt (Highlight: Das Büro in der Zentrale der Mystery Crew auf S. 7). Und die Gestalter des Buchs haben sich noch zwei weitere tolle Effekte einfallen lassen, die Aufmerksamkeit beim Nachwuchs erregen: Ein Buch im Buch in Form eines Notizbuchs sowie eine Entdeckerklappe, die den Blick auf eine Höhle hinter einen Wasserfall preisgibt. So etwas findet man auch nicht in jedem Kinderbuch.

Einen weiteren Aspekt, den ich noch loben möchte: Den kindgerechten Humor, der v.a. auf den Umschlagseiten aufblitzt (z.B. Don Wuff mit Hundefutter-Pistole und Messerchen, eine Kampfmaus, die mit dem Käsemesser ein Fliegenbein trifft). Der Vorlesetext kommt aber eher ernst daher, was natürlich auch daran liegt, dass es sich um eine actionreiche Abenteuergeschichte handelt, bei der Spannung erzeugt wird. Die Geschichte schlägt die jungen Zuhörer:innen nach meiner Erfahrung in ihren Bann. Ich musste das Buch gleich mehrfach vorlesen. Das ist immer ein gutes Zeichen.

Nun zwei Spitzfindigkeiten meinerseits: Auf dem Klappentext heißt es, dass man mit der magischen Sanduhr die Zeit für einen Moment zurückdrehen kann. Das sollte sich dann natürlich auch bei der Begründung der Bösewichte entsprechend wiederfinden, die Oma Wuff mit Hilfe des Gegenstands aus dem Gefängnis holen wollen. Und noch etwas: Text und Bild sollten im Idealfall so aufeinander abgestimmt sein, dass das Bild nicht schon verrät, was erst später durch den Text aufgelöst wird. So sieht man bereits auf dem Bild (vgl. S. 27), dass Rusty Lenny Hunter rettet, obwohl es eine Weile dauert, bis dies dann aus dem Lesetext hervorgeht. Aber das ist natürlich Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau, was ich gerade hier betreibe.

Eine letzte Anregung möchte ich aber noch loswerden: Auf den Umschlagseiten wird sehr deutlich, dass es bereits eine Mystery Crew um Romulus gab. Vielleicht erfahren wir in einem weiteren Band noch mehr über die Vergangenheit des Großvaters? Sicher ist jedenfalls, dass noch weitere Bände um Lenny Hunter erscheinen werden (ab Juli 2023). Diese sind dann preiswerter und scheinen die jungen Zuhörer:innen noch stärker einzubeziehen, weil sie auch Rätsel aufweisen. Miträtseln war in diesem Band, den ich hier bespreche, nur eingeschränkt möglich, obwohl der Klappentext hier etwas mehr erwarten ließ.

Fazit: Ein sehr gelungenes Kinderbuch mit vielen kreativen Ideen. Das Buch zeichnet sich durch zwei Stärken aus: Die spannende Abenteuergeschichte, die einen klaren Aufbau und Spannungsbogen aufweist, sowie die dazu passende, detailreiche Bebilderung. Beides kann überzeugen. Da ich nur ganz wenige, kleinliche Verbesserungsvorschläge unterbreiten konnte, komme ich immer noch auf knappe 5 Sterne!