Behutsame Nachkriegsgeschichte

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herr_stiller Avatar

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1948. Das Jahr, in dem mein Vater geboren wurde. Drei Jahre nach dem Krieg. Drei Jahre nachdem ein Teil des Leides endete, das Menschen auf der ganzen Welt erfahren haben, das sie aus ihrer Heimat wegspülte, wenn sie "Glück" hatten.

Leo hatte es von Wien nach Palästina gespült. Und dann weiter nach Amerika, als in der neuen Heimat kein Frieden auf ihn wartete. In Connecticut warteten immerhin Alma und Hugo auf ihn, zwei alte Freunde, die er seit Kriegsbeginn nicht gesehen hatte. In ihrem Landhaus sollte er endlich sein neues Buch schreiben.

Gesehen hatte er sie noch immer nicht. Sie waren auf dem Weg nach Argentinien, zur Geburt ihrer Enkelin, und hatten Leo verpasst, da sein Schiff verspätet auf der anderen Seite des Atlantiks angekommen war. Aber immerhin war er nun auf dem Weg in ihr Gästehaus, in Empfang genommen von einem Jungen am Bahnhof, der ihm eröffnete, dass dieses in der Vornacht abgebrannt ist. Und er im Roxy unterkommen sollte. Bei Dora.

Der Einstieg in "Leo und Dora" ist behutsam. Er reißt die Irrungen und Wirrungen der (Nach- und Noch-)Kriegszeit an, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Er lässt Leo langsam ankommen an Amerikas Ostküste. Er zeigt aber auch die Unruhe in ihm, der Wunsch Ruhe zu finden, endlich, nach all den Jahren, nach all den Wegen, in denen er durch die Weltgeschichte gespült wurde.