8. Fall für Harry Hole in gewohnt guter Schmökerform.

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sddsina Avatar

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Nachdem ich bereits "Der Schneemann" der Harry Hole Reihe gelesen hatte, bin ich auf den Geschmack gekommen und habe gleich mit dem nächsten Teil weitergemacht.

Zum Inhalt: Nachdem Harry Hole den schrecklichen Schneemann-Mörder geschnappt hat, ist in seinem Leben nichts mehr wie vorher. Vollkommen am Ende ist er in Hongkong untergetaucht, den Kontakt nach Oslo hat er komplett abgebrochen.
Währenddessen erschüttert eine neue Mordserie ganz Norwegen. Kommissarin Kaja wird mit einer besonderen Aufgabe betraut: Sie soll den berühmten Ermittler Harry Hole zurückholen, damit er bei der Aufklärung helfen kann. Als er sich dann tatsächlich überreden lässt, macht Hole sich auf die Spuren dieses intelligenten Täters, ohne jedoch zu wissen, dass er am Ende schon wieder privat ins Auge des Wahnsinns gerät.

Von der Spannung her ist diese Reihe für mich immer etwas gewöhnungsbedürftig. Zwischendurch ist es unglaublich spannend, es gibt überraschende Wendungen und bis zum Schluss schafft es der Autor mich wegen dem Mörder zu verunsichern, auch wenn ich immer gleich einen Verdacht habe. Trotzdem lebt diese Reihe auch durch seine Beschreibungen, durch die teilweise nicht ganz so wichtigen Nebenhandlungen und Harry Hole, den wohl unsympathischsten Kommissar den ich kenne.
Da das Buch 700 Seiten hat, kann man sich ja schon denken, dass dies nicht einfach ein normaler Krimi ist bei dem der Mörder ohne viele Umschweife verhältnismäßig schnell gefunden ist. Hier geht es viel um Atmosphäre, die eben auch durch sehr viele Beschreibungen von Harry Holes Privatleben erzeugt werden. Es ist also kein typischer Pageturner, der nur so von der Spannung lebt, sondern viel mehr ein Buch zum schmökern. Dadurch habe ich für das Buch zwar etwas länger gebraucht, aber so hat man eben auch länger was zum genießen.

Bisher ist dies erst mein 2. Hole Buch, aber ich kann trotzdem gut folgen, obwohl mir das Wissen aus 6 vorherigen Büchern fehlt. Sicher ist es empfehlenswert die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen, aber wer mit dem Schneemann beginnt (so wie ich es getan habe), wird Leopard in jedem Fall problemlos verstehen. Es gibt zwar Andeutungen auf frühere Fälle, aber die kann man überlesen oder sie werden mehr oder weniger erklärt.

Die Harry Hole Reihe besteht aus Krimis, ohne zu blutige Details. Dafür kann man als Leser die ganze Zeit miträtseln, denn der Mörder befindet sich immer unter den "bekannten" Charakteren.
Dass Hole so unsympathisch ist, daran muss man sich wohl erst gewöhnen. Trotz seines Alkohol- und Drogenproblems erreicht man als Leser aber irgendwann den Punkt wo man ihn fast schon ins Herz geschlossen hat und so möchte ich auf seine weiteren Abenteuer auch nicht verzichten.

Auch wenn es neben der Harry Hole Reihe sicher bessere Krimis gibt, lese ich immer mal wieder gern ein Buch hiervon, vor allem wenn ich Zeit zum genießen habe.
Jedem der diese Reihe mal ausprobieren möchte kann ich den Einstieg mit "Schneemann" (Band 7) empfehlen, denn dadurch bin ich erst richtig auf den Geschmack gekommen. Der 1. Teil soll angeblich recht schwach sein, daher lohnt sich vielleicht ein Quereinstieg um die Reihe nicht ungerechtfertigt als schlecht abzustempeln.

Für Krimifans, die nicht nur auf Spannung aus sind, sondern sich Zeit für eine komplexe Geschichte nehmen wollen, empfehlenswert!