"Leopard", eigentlich eher "Panzerherz"

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nordlicht Avatar

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Nachdem sich Harry Hole im Vorgängerband "Schneemann" von seinem Mittelfinger und von Rakel, seiner großen Liebe, trennen musste, hat er sich nach Hongkong abgesetzt, wo er seinen Kummer wieder einmal mit Alkohol hinunterspült und außerdem noch Opium und Pferdewetten für sich entdeckt. Dort spürt ihn die junge Ermittlerin des Osloer Morddezernats Kaja Solness auf: in Oslo ist wieder ein Serienkiller unterwegs und der Leiter des Morddezernats glaubt ohne Harry nicht weiterzukommen. Harry ist zunächst unwillig, aber die Tatsache, dass sein krebskranker Vater im Sterben liegt, führt ihn dann doch nach Oslo zurück.

Es folgt eine rasante Jagd auf den Killer, die Harry sowohl psychisch wie auch physisch alles abverlangt. Seine Ermittlungen führen ihn von den "Eiswüsten" Norwegens bis nach Schwarzafrika. Gleichzeitig ist er noch so oft wie möglich am Krankenbett seines Vaters. Zu allem Überfluss ist jedoch nicht nur der Serienmörder sein Gegner, sondern auch Mikael Bellman, der Leiter des Kriminalamts. Offenbar besteht schon seit langem (Vorgängerbände?) eine erbitterte Rivalität zwischen dem Morddezernat und dem Kriminalamt. Statt zusammenzuarbeiten rivalisieren und behindern sich diese beiden Institutionen, was den Ermittlungen nicht gerade förderlich ist.

Die Konflikte zwischen den rivalisierenden Ermittlungsteams beleben allerdings die Handlung sehr, besonders die Figur des Mikael Bellman, eines typischen Alpha-Männchens, ist gut ausgearbeitet, ebenso wie die seines treuen Anhängers "Beavis", eines typischen Losers, der im Windschatten eines erfolgreichen Machtmenschen segelt.

Des Weiteren thematisiert Nesbö in seinem Roman auch die Vater-Sohn Beziehung und ihre Auswirkung auf die Entwicklung des Söhne.

"Leopard" - der Originaltitel "Panzerherz" erscheint mir wesentlich passender -  ist ein unglaublich spannender, intelligenter und rasanter Thriller, der keinen Augenblick langweilt. Der einzige Kritikpunkt ist die - nicht mehr glaubwürdige - Übermenschlichkeit Harry Holes, der Belastungen erträgt und Kräfte mobilisiert, die kein normaler Sterblicher zustandebringt, ganz besonders kein Alkoholiker. Wie er sich immer wieder dem unmittelbar drohenden Tod entzieht, ist hochspannend zu lesen, aber zu dick aufgetragen. ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)

Wer sich daran nicht stört, kann sich auf ein Buch freuen, das er bis zum fulminanten Showdown wohl kaum mehr aus der Hand legen wird. Von mir erhält "Leopard"  4,5 Sterne.