Nicht so viel Leuchten...

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wolfram Avatar

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Der Titel und auch der Untertitel "aus dem Logbuch der ersten Tiefeeexpedition" suggerieren ein Buch, in dem es um Expeditionen in die Tiefsee geht. Vielleicht auch um die Schwierigkeiten von Hollister und Beebe, ein bemanntes Tauchboot zu entwickeln. Um die Schwierigkeiten, auf engstem Raum hunderte Meter unter der Meeresoberfläche auszuharren. Vielleicht auch darum, wie schwierig sich die Forschung gestaltet, wenn man in einer zentimeterdicken Kapsel sitzt und das Draußen nicht mit eigenen Händen begreifen kann.

Leider nichts davon
Brad Fox schmeißt völlig unsortierte Infos zusammen, ohne Hinweise auf deren Wahrheitsgehalt zu liefern. Unzusammenhängend schreibt er von Farbenlehre bis Alchemie, was eben die Leute damals so annahmen, bevor es systematische Forschung gab. Hier wird aber nicht zwischen absolutem Unsinn und echten Erkenntnissen unterschieden, sondern der Reihe nach alles hintereinander gestellt. Da hätte mich bei manchen Anekdoten schon interessiert, wie nah die Menschen damals schon der Wahrheit waren.
Aber eigentlich hätte mich viel mehr die Tiefsee interessiert! Zwischendrin geht es mal 1-2 Seiten wieder um eine Tauchfahrt, es ist aber unklar, wie diese dann zwischen all die anderen Seiten passt.
Unsortierte Satzfetzen von Erlebnissen Beebes, oft stichpunktartig. Dann wieder seitenlange Zusammenfassungen von Groschenromanen und anderen Büchern, die Beebe (oder eine andere, plötzlich auftauchende Person in der Geschichte) irgendwann mal gelesen oder geschrieben hat. Wozu?
Was will uns der Autor hier vermitteln?
Gefühlt jede vierte Seite wird wieder von einem neuen Buch geschrieben, statt mal zur Sache zu kommen.

Die Teile, in denen es wirklich um Beebe, Hollister und die Tiefseeexpeditionen geht, sind sehr sachlich, fast emotionslos beschrieben. Die Forschung, Tierbestimmungen mit all ihren grausamen Methoden, werden hier unkommentiert und unkritisch abgedruckt: Letzte Schildkröte gefangen? Scheiß drauf, essen wir noch eine Pfanne Schildkröteneier hinterher. Interessant, wie Tiefseelebewesen explodieren oder ihre Farbe verlieren, wenn man sie hochbringt.
Der Autor scheint sich keinerlei Gedanken gemacht zu haben, was an dem ungeheuren Wust an Infos oder Personen für die Geschichte wichtig gewesen wäre. Mir kommt es so vor, als hätte er alles, was er in den Tagebüchern Beebes gefunden hat, ausschweifend und zusätzlich ausgeschmückt in diesem Buch abgedruckt. Neuer Name im Tagebuch? Kein Problem, schreibe ich dessen Lebensgeschichte, Lieblingsbücher und Bekanntenkreis auch noch mit dazu.

Immer wieder springt man zeitlich vor und zurück. Wieder ne Tauchfahrt 1930? Dann wieder ein Ausflug nach 18-hundert-irgendwas oder zu Piratengeschichten.

Nach 140 Seiten habe ich frustriert aufgegeben.