Voller Gefühle

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the.literary.wildflower Avatar

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Dieses Buch war so ganz anders, als ich erwartet hatte. Dabei kann ich nicht mal genau sagen, was ich erwartet hatte. Sowas kann definitiv schnell nach hinten losgehen - in diesem Fall war es aber eine positive Überraschung.

In einer New Yorker Vorstadt, in zwei sich gegenüberliegenden Häusern, leben zwei Familien - sie haben eigentlich nichts miteinander zu tun und doch scheint es eine starke Verbindung zu geben. Diese Verbindung erstreckt sich über die Vergangenheit und die Zukunft und wird von Verlust und Trauer, Unsicherheit und Geheimnissen, Liebe und Verständnis begleitet.

Die Geschichte beginnt mit einem tödlichen Unfall im Jahr 1985, der alle Mitglieder einer Familie nachhaltig prägt und ihr Leben verändert. Anhand vieler Zeitsprünge und vor allem sehr vieler verschiedener POVs, erhalten wir als Leser einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt einer Reihe von Personen. Da sind Sarah und Theo, die Geschwister, die den Unfall überlebten. Ihre Eltern, Ben und Mimi. Waldo, ein außergewöhnlicher Junge. Und Shenkman, der Vater dieses besonderen Jungen.
Die vielen Zeitsprünge, die manchmal etwas wahllos wirken, sind sicherlich nicht für jeden was. Ich konnte der Geschichte aber sehr gut folgen und fand die lange Zeitspanne sehr interessant.
Ein wenig gestört hat mich, dass der eine Teil mitten in der Pandemie spielt. Ich bin generell kein Fan von der Thematisierung von Covid in fiktionalen Büchern. Und da es für die Geschichte auch gar keine Relevanz hatte, hätte mir das Buch ohne diese Thematik mehr zugesagt. Es gibt auch einige politische Äußerungen, denen ich zwar zustimmen konnte, die aber ebenso Fehl am Platz waren.
Der Schreibstil lies sich sehr angenehm und flüssig lesen und hatte einen sehr melancholischen Charakter.
Ganz wunderbar fand ich die Beziehung von Waldo und Ben. Die Momente mit den beiden fühlten sich wie ein Aufatmen an zwischen all der doch recht bedrückenden Ereignisse.
Trotz dieser einschneidenden Ereignisse, liegt der Fokus jedoch ganz deutlich auf den Charakteren. Der Unfall, von dem ich dachte, dass er eine große Rolle spielen würde, wird hingegen eigentlich nur am Rande erwähnt.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Solide 4 Sterne.