Atmosphärische Inselgeschichte

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Marlene lebt in Hamburg, ist Ende 20 und hat nach vielen Jahren vor kurzem endlich ihr Studium abgeschlossen. Sie fühlt sich orientierungslos und nimmt daher erst einmal einen Job als Saisonarbeiterin in einem historischen Erlebnisdorf auf der Nordseeinsel Strand an. Bei der Arbeit tragen alle Mitarbeitenden Kostüme aus dem frühen 20. Jahrhundert. Marlene trifft auf der Insel viele interessante Persönlichkeiten, unter anderem Janne, die faszinierend und rätselhaft zugleich ist. Und auch die Insel zeigt sich zunehmend von ihrer mysteriösen Seite.

Die Geschichte wird unaufgeregt erzählt und hat mich trotzdem nie gelangweilt. Die Insel wirkt dabei wie eine eigene Figur. Das Wetter, das Licht, Ebbe und Flut und die Atmosphäre werden ganz wunderbar und spürbar beschrieben.
Marlene hat mir als Hauptfigur gut gefallen. Anfangs eher passiv zeigt sich an ihr exemplarisch die Orientierungslosigkeit vieler junger Menschen.
Wir erleben Marlenes Alltag als Verkäuferin im Dorfladen, die Ankunft von Tourist:innen, die Interaktionen mit den anderen Saisonkräften und mit den Einwohner:innen von Strand. Das alles ist unspektakulär im besten Sinne und fühlt sich sehr authentisch an. Einblicke und die Arbeitswelt von Romanfiguren lese ich generell sehr gerne und kam hier stark auf meine Kosten.
Auch die Liebesgeschichte fand ich äußerst gelungen. Die Anziehungskraft, aber auch die Unsicherheiten waren realistisch und einfühlsam beschrieben, ohne in Kitsch abzudriften.
Das Mysteryelement hat meiner Meinung nach gut zur Geschichte gepasst und wurde nicht übertrieben. Ich bin mit der Auflösung und dem Ende zufrieden.

Alles in allem war „Leute von früher“ eine sehr stimmige und atmosphärische Geschichte, die meinen Geschmack absolut getroffen hat. Für mich ein Highlight!