Ein Inselsommer und eine Protagonistin, die ihren Platz sucht

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malins_dagbok Avatar

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Marlene ist nach dem Studium auf Jobsuche und findet nichts. Daher nimmt sie eine Saisonstelle auf der Nordseeinsel Strand an. Diese soll für Urlauber einen Ferienort um 1900 imitieren, weshalb die Arbeitskräfte Kostüme tragen, keine Handys nutzen dürfen und in Hofläden, Badehäusern oder Cafés arbeiten.
Die Tage sind lang und anstrengend, das Personal wohnt in Baracken zusammen und Marlene lernt Janne kennen, eine junge Frau, die von der Insel kommt.
In diese verliebt sie sich, doch einige seltsame Dinge passieren...

Das Setting war sehr gut gemacht. Die Insel und ihre altertäumlichen Imitationen sind gut beschrieben. Durch Beschreibungen des Wetters und der Stimmung konnte man den Verlauf der Saison gut nachempfinden, was den Zeitverlauf des Buches realistisch machte. Auch die Landschaftsschilderungen sorgten bei mir für ein lebendiges Bild.
Die Protagonistin sucht ihren Platz im Leben, das Studium ist beendet, die Jobsuche schwierig, einen festen Partner gibt es nicht und ihrer Familie erzählt sie nicht, dass sie den Saisonjob angenommen hat. Ein interessanter Ausgangspunkt, in den ich mich in gewisserweise gut reinfühlen konnte. Die Liebesgeschichte fand ich auch ganz gut erzählt, die Annäherung kommt langsam, die Gefühle wirken authentisch und alles kommt ohne unnötiges Drama aus. Hier fand ich die Schilderung allerdings manchmal etwas einseitig. Das könnte natürlich an der Erzählperspektive liegen oder daran, dass es für Marlene eventuell die erste Beziehung mit einer Frau war, genau wird das nicht aufgelöst.
Die anderen Personen sind irgendwie alle markant, gleichzeitig wird nur das nötigste über diese verraten. Generell kommt die Sprache ohne viele Schnörkel aus, ist eher sachlich und prägnant, wobei es gerade am Ende dennoch schöne Zitate gibt. Das gefällt mir persönlich besser als Bücher in denen es wenig Handlung und viele ausgeschmückte Sätze gibt. Die Handlung an sich ist auch nicht sonderlich aufregend, in dem Setting fand ich das aber nicht schlimm.
Im Klappentext wird bereits auf sonderbare Ereignisse hingewiesen, die fand ich etwas unterrepräsentiert und deren Auflösung kam ganz am Ende erst. Das Ende hat mich insgesamt generell etwas unbefriedigt zurück gelassen, da es doch dramatisch wird, es sehr kurz ist und eine richtige Auflösung ausbleibt. Daher ziehe ich dem Buch eine Stern ab, davon abgesehen hat es mir sehr gut gefallen und ich habe es gern gelesen.
Für einen regnerischen Frühlings-/Sommertag und Liebhabende von Inselgeschichten genau das Richtige!