Spannende Selbstfindung

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kasimir Avatar

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Marlene nimmt nach ihrem Studium einen Saisonjob auf der kleinen, imaginären Nordseeinsel Strand an, die in ein Ferienressort der besonderen Art umgewandelt wurde – alle verbliebenen Einwohner arbeiten für das Ressort, zusammen mit zahlreichen Saisonkräften wie Marlene, die sich außerhalb ihrer bescheidenen Wohnbaracken kleiden müssen wie um 1900, um die Illusion einer Zeitreise für die zahlenden Gäste zu schaffen. Hinter dem Zustandekommen dieser Anlage scheint ein Geheimnis zu stecken, das jedoch nicht ganz enträtselt wird. Und noch ein ganz anderes Geheimnis teilen die ursprünglichen Bewohner der Insel, das am Ende des Buches gelüftet wird.

Marlene ist die Erzählerin des Buches. Sie wirkt etwas distanziert, beobachtet ihre neue Umwelt und sich selbst und hat offenbar noch keine Vorstellung, wie ihr Leben weitergehen soll. Sie hält ihre Familie wohlkalkuliert auf Distanz, auch ihre Beziehung zu Paul in Hamburg scheint eher fragwürdig. Dann entdeckt sie ihre Liebe zu der einheimischen Janne, und diese unspektakulär dargestellte Beziehung, die keinerlei Akzeptanzprobleme zu kennen scheint, hat mir wirklich gefallen. Obwohl hier auch eine gewisse Einseitigkeit auffällt.

Das Buch liest sich gut, hält aber nicht alle „Versprechen“ und lässt einen auch etwas ratlos zurück. Trotzdem oder wahrscheinlich deswegen bietet es genug Grübelstoff, und Nordsee-Fans werden das Buch sicher nicht umsonst lesen. Und ich freue mich auf die nächsten Geschichten dieser Autorin.