Langatmiger Anfang und überhastetes Abenteuer

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Liane ist ein fantasievolles Kind, das ihren Namen nicht mag. Eines Tages findet sie in der Schulbibliothek einen magischen Globus, der ihr das Tor zum achten Kontinent – dem Land der Geschichten öffnet. Zusammen mit dem Globus tauchen auch zwei seltsame Kinder auf, die auf dem achten Kontinent wohnen und den Weg nicht zurückfinden. Liane macht sich gemeinsam mit ihnen auf die Reise ins Land der Geschichten.

Elif Shafak hat mit „Liane und das Land der Geschichten“ ihr erstes Kinderbuch vorgelegt. Die Idee eines Landes aus dem die Geschichten kommen und die nur mit der Fantasie von Kindern funktioniert, erinnert stark an „Die unendliche Geschichte“, nur für Jüngere. Doch im Gegensatz zu Endes Werk kann der Funke für mich hier nicht überspringen und das liegt zum großen Teil an dem ungleichen Erzähltempo der Geschichte. Während Liane am Anfang sehr gemächlich eingeführt wird, rast die Handlung ab dem letzten Drittel. Dieses Drittel ist so, wie ich mir die Geschichte erhofft hatte und eine umgekehrte Gewichtung wäre passender gewesen. So kommt das Land der Geschichten viel zu kurz, es sind gute Ideen dabei, aber alles geht zu schnell und im Gegensatz zum ersten Teil schafft die Autorin es hier nicht, mir die Stimmung der Welt zu vermitteln. Die Idee mit den Prüfungen in der anderen Welt hat mir an sich gefallen, aber auch hier hätte ich mir eine kreativere Umsetzung gewünscht, statt das eine Prüfung wie die andere ist.

Das Buch möchte viele Lebensweisheiten vermitteln und besonders im Land der Geschichten wird damit nur so um sich geworfen. An sich werden hier viele wichtige Werte erwähnt, aber es sind so viele, dass bei mir das Gefühl aufkam, die Autorin hat den Text mit allem vollgestopft, was ihr eingefallen ist. Wenn sich die Weisheiten aus der Handlung ergeben hätten, hätte es vielleicht weniger gestört, aber die entsprechenden Handlungen fallen so knapp aus und sind wirklich nur dafür da, um dem Leser im nächsten Satz die Weisheit um die Ohren hauen zu können, dass sie getrost hätten weggelassen werden können, ohne damit den Fortgang der Geschichte zu stören.

Positiv ist für mich vor allem die unglaublich schöne Gestaltung des Covers und auch die Illustrationen im Buch. Beides hat mir gut gefallen und auch gut zur Geschichte gepasst.

Natürlich handelt es sich hier um ein Kinderbuch und ich gehöre nicht mehr zur Zielgruppe, aber ich lese häufiger Kinderbücher und habe diese als vergleichenden Maßstab angesetzt. Vielleicht handelt es sich bei „Liane“ aber auch um ein Buch, das sich mir als Erwachsenem einfach nicht mehr erschließt. Vielleicht haben sehr junge Kinder ihre Freude an der Geschichte, aber ich weiß, dass es mir als Kind nicht so gegangen wäre.