Die Dunkelheit in den Menschen

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dear_fearn Avatar

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Als Vida auf die Welt kommt, muss ihre Mutter dafür ihr Leben lassen. Sie wächst bei ihrem Vater Solomon und ihren drei Tanten Eka, Asha und Riva auf. Die Geschichte spielt in Sibirien um 1700, aber zu Beginn merkt man von der genauen Umgebung nicht viel, da sich alles im kleinen Dörfchen Warrosch abspielt, das Vida in ihrer Kindheit auch nicht verlässt. Sie wird von ihren Tanten unterrichtet und nutzt ihre freie Zeit, um durch die Wälder zu streifen. Mit neun Jahren rettet sie einem Bären das Leben, erfährt, dass sie mit Toten sprechen kann und ihnen zu Erlösung verhelfen kann, und trifft den Architekten, der ihr ihre Zukunft verrät. Ab diesem Monat verändert sich ihr Leben und die Tanten unterrichten sie über ihre wirkliche Identität und die Verantwortung, die auf Vidas Schultern lastet: Sie ist die Erlösung der von Dunkelheit geplagten Welt.

In die erste Hälfte des Buchs habe ich mich so richtig verliebt: Ich war ganz vernarrt in den zweiten Erzählstrang, der sich um den Wächter dreht. Er ist eine schaurig-düstere Gestalt, die Vidas Seele rauben soll, sobald sie geboren wird, um die Dunkelheit zu erhalten. Auch, dass um den geretteten Bären ein weiterer Erzählstrang gesponnen wurde, hat mir sehr imponiert. Ingesamt finde ich die Welt, die Zoran Dvrenkar erdacht hat, faszinierend und durchdacht. Ich war durchweg begeistert!

Mit dem Ende des Wächter-Teils schwand meine Begeisterung ein wenig. Auch der Rest der Geschichte ist wundervoll geschrieben und mit ein bisschen Fantasie läuft ein fabelhafter Film vor dem inneren Auge ab. Denn natürlich ist der Wächter nicht der einzige Bösewicht. An Bösem mangelt es Drvenkars Welt nämlich ganz und gar nicht. Trotzdem war ich mit dem weiteren Verlauf der Handlung nicht ganz so zufrieden und habe das Ende vermutlich einfach nicht verstanden. Für mich gehört jetzt ein zweiter Teil dazu, der das ganze noch aufdröselt und zuende denkt!