Kleine Hoffnungsfunken!

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„Wir verglühen alle eines Tages, doch bevor das geschieht, möchte ich lieber brennen. So hell und wild und heiß, wie es nur geht! Lichterloh!“ (Seite 84)

Lichterloh – Stadt unter Ruß entführt einen in eine düstere Welt, die durch Ruß, Kohle und enge gesellschaftliche Strukturen geprägt ist!

Die Geschichte folgt Cleo, die davon träumt, Schornsteinfegerin zu werden – ein angesehener Beruf in dieser von (Über-)Industrie dominierten Stadt. Ihre Schwester Gwynnie hingegen arbeitet im Verborgenen an umweltfreundlichen Technologien, doch ihr Einfluss auf die Handlung bleibt leider begrenzt. Ich hoffe, dass das Potential von ihr in den nächsten Teilen noch genutzt wird, denn ihre Sichtweise ist die eigentliche und viel spannenderer Zukunft.

Das Setting ist grau und schmutzig und mit kleinen schrägen Details, die die Welt lebendig werden lassen. Allerdings fehlt eine genauere Erklärung, wie es überhaupt zu den herrschenden Zuständen gekommen ist. Wieso ist die Stadt so, wie sie ist? Wie und warum hat sich die Gesellschaft so entwickelt? Hier bleibt das Buch vage, was das Gesamtbild der Welt etwas unvollständig wirken lässt und die Unterwürfigkeit der Menschen manchmal unverständlich macht, gerade bei diesen teilweise katastrophalen und lebensfeindlichen Vierteln.

Ich versteht durchaus, dass man bei einer Trilogie noch nicht alles verraten möchte, aber persönlich war mir das einfach zu wenig.
Auch der Einstieg ist etwas langatmig, dadurch dauert es eine Weile, bis die eigentliche Handlung in Fahrt kommt. Doch sobald dies geschieht, entfaltet sich eine spannende Geschichte, die besonders gegen Ende immer mehr an Tiefe gewinnt. Die Charaktere, allen voran Cleo, entwickeln sich spürbar weiter. Sie lässt ihre kindliche Naivität hinter sich und lernt, dass sie das Leben und vor allem die Gesellschaft viel mehr hinterfragen muss.
Lange war ich mir unsicher, ob ich überhaupt nach diesem Teil weiterlesen möchte, aber ja(!), das temporeiche Ende konnte mich doch überzeugen.

Allerdings gibt es einige Wendungen, die zu abrupt passieren und dadurch nicht immer nachvollziehbar anmuten. Manche Entwicklungen hätten mehr Raum zur Entfaltung gebraucht, um emotional besser zu wirken. Zudem ist es schade, dass Gwynnie, die eigentlich eine interessante Figur ist, keine besonders große Rolle spielt. Ihr Handlungsstrang bleibt eher im Hintergrund, obwohl ihre Forschungen und Überzeugungen durchaus Potenzial gehabt hätten.

Nichtsdestotrotz überzeugt das Buch mit einer originellen Idee und einem spannenden Finale, das Lust auf mehr macht.

Die Illustrationen von Melanie Korte und die Stadtkarte im hinteren Innencover runden das Leseerlebnis wunderbar ab.

Insgesamt ist Lichterloh – Stadt unter Ruß ein gelungener Auftakt, der trotz kleinerer Schwächen mit seiner einzigartigen Welt und einer überwiegend mitreißenden Hauptfigur überzeugt.