Langatmig

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Sowohl das Cover als auch der Klappentext von Friedrich Anis neuem Roman "Lichtjahre im Dunkel" haben mich sehr angesprochen. Ich habe einen spannenden Kriminalroman erwartet, in dem nach und nach aufgeklärt wird, wie und warum der Ladenbesitzer Leo Ahorn verschwunden ist. Stattdessen wurde ich mit einer Ansammlung von schrägen Persönlichkeiten konfrontiert, von denen keine auch nur ansatzweise sympathisch war. Die düstere, bedrückende, fast deprimierende Grundstimmung, die sich durch den ganzen Roman zog, empfand ich irgendwann als schwer zu ertragen. Schon die ersten 130 Seiten des Romans haben sich recht langatmig dahingezogen, die Protagonisten Leo Ahorn und seine Frau Viola sowie deren Ehe werden ausführlichst beschrieben und analysiert. Die Beziehung ist festgefahren, lieblos, ohne Perspektive. Ani beschreibt das einerseits sehr präzise und tiefgründig, aber es fehlt die Spannung. Danach nimmt die Geschichte vorübergehend etwas an Fahrt auf, neue Personen kommen dazu, es ist nicht gleich klar, in welchem Zusammenhang sie miteinander stehen. Leider flacht das Ganze zum vierten und letzten Teil des Romans hin dann wieder ab. Ich hatte zeitweilig Mühe, am Lesen dranzubleiben, weil mir irgendwie der rote Faden fehlte und mir die Trübsinnigkeit aller Figuren regelrecht die Lesemotivation raubte. Der Schreibstil Anis ist durchaus interessant, mir gefiel die feine Ironie, die in Klammern gesetzten (unausgesprochenen) Kommentare. Die exakten Beobachtungen und Charakterbeschreibungen sind hilfreich, um das Handeln der einzelnen Personen zu verstehen, konnten sie mir aber leider nicht wirklich näherbringen.