Süden ohne Süden

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westeraccum Avatar

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Die Bücher von Friedrich Ani sind für mich immer Höhepunkte des Lesejahres, nur bei diesem Buch war es leider anders.
Schon der Aufdruck "Roman" auf dem Schutzumschlag weist darauf hin, dass es sich nicht um einen Krimi mit dem Privatermittler Tabor Süden handelt, den man aus vielen Büchern von Friedrich Ani kennt.
Als Leo Ahorn verschwindet, wartet seine Frau Viola ein paar Tage, bevor sie Süden einschaltet, um Leo suchen zu lassen. Doch Süden hat keinen Erfolg. Stattdessen wird Leos Leiche in einem Kofferraum entdeckt, Fariza Nasi (auch eine alte Bekannte) ermittelt. Süden verschwindet damit von der Bildfläche.
Das Buch liest sich sehr zäh, manchmal fielen mir wirklich die Augen zu. Verspricht der Anfang des Buches noch so etwas wie Spannung, dümpelt der Text später sehr langatmig vor sich hin und ich musste mich fast zwingen weiterzulesen.
Positiv sind wieder die wunderbaren Formulierungen, die sensible Herangehensweise und das tiefe Verständnis, das Ani für seine Figuren aufbringt. Er verurteilt nicht, er beobachtet und beschreibt sehr genau. Sätze wie "Ihr maßlos hilfloser Blick barmte ihn." findet man heute nicht mehr in Büchern, sie begeistern mich immer wieder. Ähnliche Formulierungen findet man oft und man muss sie eigentlich mehrfach lesen. Diese Qualität ist Anis großer Pluspunkt.
Leider hat mich das Buch insgesamt enttäuscht. Zu Anis unbestreitbarer schriftstellerischer Qualität findet sich in diesem Buch leider keine Geschichte, die mich erfreute. Wirklich schade!